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von Dr. Christian Gahrmann

Achtung, (Sachspenden-)Welle!

Auf gemeinnützige Organisationen in Deutschland rollt eine riesige Welle zu. Eine Welle in rot, braun, blau, weiß, schwarz und rosa. Eine Welle aus Hemden, Schuhen, Halstüchern und Jogginganzügen. Denn: Durch Corona „erstickt“ der Einzelhandel zurzeit an bis zu 500 Millionen unverkauften Kleidungsstücken.

Flugs kommt die Politik auf eine Idee, auf die sie schon länger hätte kommen können: Mit einem Schreiben vom 18. März 2021 erklärt das Bundesfinanzministerium eine Billigkeitsregelung, wonach Waren von Einzelhändlern, die durch die Corona-Krise negativ wirtschaftlich betroffen sind, umsatzsteuerfrei an steuerbegünstigte Organisationen gespendet werden können. Bisher ist das nicht so und Vernichten ist für Unternehmen daher günstiger als Verschenken. Die Billigkeitsregelung gilt bis zum 31. Dezember 2021. Dann ist wieder alles beim Alten.

Gott sei Dank spenden Unternehmen und Privatleute aber seit jeher – ganz unabhängig von der Umsatzsteuer – neue und gebrauchte Dinge an gemeinnützige Organisationen, die damit Schulkinder, HeimbewohnerInnen, obdachlose Menschen und sozial schwache Familien unterstützen. Und das Internet hilft ihnen dabei. Denn viele Sachspenden können in „Online-Shops“ ausgesucht und bestellt werden.

Der größte dieser „Sachspenden-Shops“ findet sich auf www.innatura.org. Hier gibt es gegen eine Verwaltungsgebühr neuwertige Kleidung, Spielsachen, Haushalts- und Hygieneartikel. Bestellen dürfen alle Organisationen, die einen aktuellen Freistellungsbescheid des Finanzamtes einreichen.

Wer nach günstiger Software für seinen Verein sucht, findet sie auf www.stifter-helfen.de. Hier gibt es alles, was in der Vereinsarbeit benötigt wird – vom Adobe Acrobat Pro bis Zoom, ebenfalls gegen eine Verwaltungsgebühr. Auch neuwertige Laptops können erstanden werden. Noch günstiger – nämlich komplett kostenfrei – gibt es diese auf www.labdoo.org. Das Angebot richtet sich allerdings speziell an Schulen und Projekte für Jugendliche und Flüchtlinge.

Für wen in den „Spenden-Shops“ nicht das Passende dabei ist, für den gibt es die Sachspenden-Plattform www.wohindamit.org. Hier treffen Menschen, die Dinge aussortieren und verschenken wollen, auf Organisationen, die Sachspenden suchen. Sortiert werden kann nach Ort und Art der benötigten Gegenstände.

Und wer dann immer noch nicht fündig wurde … ja, der schaut bei Facebook vorbei. Spätestens hier bekommt jeder Verein, was er möchte: in lokalen Hilfsgruppen wie „Berliner helfen Berlinern“, „Bremer helfen Bremern“ usw. oder auf deutschlandweiten Spendengruppen wie „Sachspenden aller Art“ oder „Traumspender“. Irgendjemand hat immer genau das Gesuchte, das er oder sie selbst nicht mehr benötigt.

In Deutschland werden jedes Jahr Neuwaren im Wert von 7 Milliarden Euro weggeschmissen. Das entspricht der gesamten Wirtschaftsleistung von Malawi. Rechnet man gut erhaltene Gebrauchtware dazu, dürfte der Betrag doppelt so hoch liegen. Schätze, die auch von Gemeinnützigen gehoben werden können. Ganz einfach per Klick.

 


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Dr. Christian Gahrmann

Dr. Christian Gahrmann ist Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler. Nach Stationen als Fundraiser bei der Deutschen Diabetes-Stiftung, Roland Berger Strategy Consultants und der China-EU School of Law arbeitet Christian Gahrmann seit 2012 als selbstständiger Fundraising-Berater (www.christian-gahrmann.de). Zu seinen Beratungsschwerpunkten gehört u. a. die erfolgreiche Gestaltung und Umsetzung von Fundraising in den sozialen Medien. Er ist Gründer der größten Fundraiser-Community (www.nachhaltiges-fundraising.de) und der größten Spender-Community (www.traumspender.de) auf Facebook.

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