Flächensuchhund springt über einen Baumstamm
Flächensuchhund springt über einen Baumstamm
Flächensuchhund springt über einen Baumstamm

Den Artikel verfasste Ralph Davids

Angst essen Spende auf

Es ist noch zu früh, um ein abschließendes Urteil über die Spendeneinnahmen im so wichtigen vierten Quartal zu fällen. Es verdichten sich aber die Hinweise, dass diese in vielen Bereichen zum Teil deutlich hinter den Werten des Vorjahres zurückbleiben werden. Ein wesentlicher Grund für den Spendenrückgang sind die düsteren Aussichten auf die finanziellen Herausforderungen der nächsten Monate. Ein diffuses Gefühl macht sich breit: Angst

 

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Anglizismen sind in unserem Sprachgebrauch weit verbreitet: Wir nehmen im Homeoffice per Video-Call am nächsten Team-Meeting teil, um über die aktuellen Responsequoten der Houselist-Mailings zu brainstormen. Andererseits haben es aber auch einige deutsche Begriffe in den englischen Sprachgebrauch geschafft. Der Kindergarten zum Beispiel oder der Rucksack. Und dann gibt es noch diesen einen Begriff, der die deutsche Seele in nur zwei Worten zusammenfasst: German Angst. Dabei meint Angst hier nicht die direkte, unmittelbare Angst vor einer konkreten Gefahr, sondern vielmehr das ungute Gefühl, in Veränderung und Zukunft erst einmal das Risiko zu sehen. Damit ist Deutschland nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch der Bedenkenträger.

Auskunft über die aktuellen Be- oder Empfindlichkeiten der Deutschen ermittelt die R+V Versicherung seit über 30 Jahren im Rahmen ihrer Befragung „Die Ängste der Deutschen“. Die Ergebnisse für das Jahr 2022 sind gleichzeitig erwartbar und erschreckend: Auf den ersten fünf Plätzen der größten Ängste befinden sich ausschließlich Themen, die einen ganz unmittelbaren Einfluss auf die finanziellen Möglichkeiten der Deutschen haben:

 

 

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Statistik Ängste Plätze 1-10
Die Top-Fünf-Sorgen der Deutschen drehen sich in diesem Jahr um die Finanzen. Mit Abstand die meisten Befragten befürchten, dass alles immer teurer wird. Auf Platz zwei folgt die Angst vor unbezahlbarem Wohnraum. Eine Rezession fürchtet mehr als die Hälfte der Deutschen. Ebenfalls rund jeder Zweite hat Angst, dass der Staat dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt, um die Pandemie-Schulden abzutragen. Die fünfte finanzielle Sorge ist die Furcht, dass die Steuerzahler für die EU-Schuldenkrise zur Kasse gebeten werden. Nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine landet die Angst, dass autoritäre Herrscher weltweit immer mächtiger werden, auf Platz sieben.
Quelle: R+V Allgemeine Versicherung AG

 

 

Dabei sind nicht nur die Ängste an sich, sondern auch deren Ausprägungen von Bedeutung. Betraf die größte Angst im Vorjahr (Steuererhöhungen und Leistungskürzungen) „nur“ 53 Prozent der Befragten, liegt die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten in diesem Jahr bei 67 Prozent.

 

 

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Kommt erst das Fressen und dann die Moral?

Die stark steigenden Preise für Energie und Lebensmittel lassen die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit rund 50 Jahren klettern. Das beeinflusst auch das Spendenverhalten. Anlässlich des 27. Spendenmarathons beauftragten die Sender RTL und ntv das Meinungsforschungsinstitut forsa mit einer Umfrage. Dabei ging es um Kinderfreundlichkeit, Sparverhalten – und um die Spendenbereitschaft.

Allzu hoffnungsvoll stimmt die Umfrage nicht. Nur 8 Prozent der rund 1.000 Befragten sind bereit, im kommenden Jahr mehr zu spenden als in diesem. 52 Prozent planen, ähnlich viel zu geben. Und ein Viertel will die Spenden reduzieren.

Eine Studie des DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) und des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.) weist auf ein weiteres Problem hin: Menschen mit einem niedrigeren Einkommen spenden anteilig deutlich mehr als Personen mit sehr hohen Einkommen. „Dies ist bemerkenswert, da gerade in den beiden unteren Einkommensdezilen nur wenig Rücklagen vorhanden sind. Zu befürchten ist aber, dass angesichts der aktuell hohen Inflation künftig Spenden aus diesen Einkommensdezilen reduziert oder ganz ausbleiben werden“, gibt Studienautor und SOEP-Experte Jürgen Schupp zu bedenken.

Zeit zum Handeln

Gerade in ungewissen Zeiten ist ein verlässlicher Spendendenstamm wichtiger denn je. Viele Menschen spenden an mehr als eine Organisation. Sehen sie sich gezwungen, ihr Spendenbudget zu kürzen, werden eher weniger NGOs mit den verbleibenden Geldern unterstützt, als dass der zur Verfügung stehende Betrag auf alle bisher bedachten Organisationen verteilt wird. Damit Sie nicht aus dem Kreise der Bedachten fallen, können folgende Maßnahmen Abhilfe schaffen:

 

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  1. Bauen Sie eine persönliche Beziehung zu Ihren Fördernden auf und bringen Sie sich regelmäßig in Erinnerung.
  2. Nutzen Sie dafür möglichst viele Touch-Points: Newsletter, Social-Media-Postings, Unternehmens- und Influencer-Kooperationen. Gehen Sie nach draußen und werden Sie kreativ.
  3. Bitten Sie regelmäßig Unterstützende um die Erlaubnis für eine Lastschrift. Und fragen Sie Lastschriftspendende, ob sie bereit sind, ihren Beitrag zu erhöhen. Hierbei ist professionelles Telefon-Fundraising das Mittel der Wahl.
  4. Sprechen Sie gezielt potenzielle Großspender:innen an. Diese sind von den aktuellen Entwicklungen weniger stark betroffen. Dabei ist eine gezielte Ansprache essenziell. Für Großspender:innen ist die Förderung von Projekten oft weniger eine Spende als eine Investition in die Zukunft. Selbstverständlich ist auch hier eine emotionale Ansprache wichtig. Untermauern Sie die Bedeutung Ihrer Vorhaben aber mit Zahlen und Fakten. Erstellen Sie hierzu beispielsweise ein aussagekräftiges Exposé des Projekts.
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Alternativen bieten

Auch wenn Menschen aktuell kein Geld für eine Spende aufbringen können, sind sie einer Förderung meist nicht prinzipiell abgeneigt. Testaments- oder Anlassspenden sind dann eine sinnvolle Alternative. Machen Sie es Interessenten so einfach wie möglich, dazu entsprechende Informationen zu erhalten.

Am einfachsten lassen sich anlassbezogene Spenden für Unterstützende digital sammeln. Die meisten Social-Media-Plattformen bieten diesbezüglich eigene Tools an. Nutzen Sie das. Bewerben Sie über Ihren Facebook-Account die Facebook-Spendenaktionen, bei Instagram den Spendenbutton und so weiter. Für Unterstützende, die in den sozialen Medien nicht aktiv sind, ist eine Spendenbox sinnvoll. Diese sollten Interessierte einfach und kostenfrei bestellen können.

 

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Wünsche und Anregungen
Sie haben Fragen oder Anregungen für das Fundraising-Echo? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail: fundraising-echo@filantro.org

 

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