Fundraising Kongress: „Verjüngung der Branche deutlich zu spüren“

Von Roland Schellwald

Der diesjährige Fundraising Kongress in Berlin ist in vielen Köpfen noch präsent. Was war positiv, was blieb als weniger gelungen im Gedächtnis? Für wen hat sich der Besuch besonders gelohnt, welche Trends zeichnen sich ab? Was hat den Besuchern gefehlt? Filantro Fundraising-Echo hat nachgefragt und Meinungen über die Veranstaltung gesammelt.


Kathrin Kattinger, 2. Vorstand und verwaltungstechnische Leiterin Mutter-Kind-Haus e.V.

„Gutes Seminar-Angebot, für Einsteiger sehr geeignet“

Kathrin Kattinger© Kathrin Kattinger „Um als Einsteigerin einen ersten Eindruck von der Fundraising-Szene zu erhalten, war der Kongress sehr gut geeignet. Aus den Gesprächen mit Fundraising-Kollegen konnte ich einige Tipps für unsere Projekte mitnehmen. Auch der Austausch mit den Ausstellern war sehr informativ. Die Organisation lief rund. Das Seminar- und Workshop-Angebot fand ich bereits im Vorfeld interessant, jedoch hat mir eine Kollegin erzählt, dass sie mehrere Seminare besuchte, die inhaltlich nicht das gehalten haben, was sie versprachen. Der Fokus der Vortragenden lag dabei zu sehr auf der Darstellung der eigenen Organisation. Ich hatte Glück mit meiner Seminar-Auswahl. Gut gefallen haben mir die Seminare über erfolgreiche Großspendenkampagnen mit Ehrenamtlichen und über digitales Storytelling. Im nächsten Jahr werde ich aber wohl nicht dabei sein, weil die Teilnahme für eine kleine Organisation wie unsere sehr hohe Kosten verursacht.“


Melanie Stöhr, Geschäftsführerin und Vorstand Umweltstiftung Greenpeace

„Für ,alte Hasen‘ nicht viel Neues, aber ideal zum Netzwerken“
 

Melanie Stöhr© Melanie Stöhr „Die Hauptfunktion des Kongresses sehe ich im Netzwerken. Der Fundraising-Kongress bietet die ideale Möglichkeit, mit anderen Fundraisern ins Gespräch zu kommen, über Probleme zu sprechen oder sich über laufende Programme auszutauschen. Es herrscht ja eine fast schon familiäre Atmosphäre, obwohl in diesem Jahr viele frische Talente in Berlin mit dabei waren. Insgesamt herrschte eine gesunde Mischung aus professionellen Fundraisern und jungem Blut. Für uns als ,alte Häsinnen und Hasen‘ gab es allerdings nicht mehr so viel Neues zu lernen. Für Profis gibt es sicher geeignetere Veranstaltungen. Die Ausrichtung ging diesmal sehr in Richtung Online-Fundraising, das ist nicht so sehr mein Gebiet. Ich habe Angebote in den Bereichen Stiftungs-, Erbschafts- und Großspender-Fundraising vermisst. Ein Highlight war sicher die Schlusskeynote von Gregor Gysi. Er brachte die Ungerechtigkeiten in einer Gesellschaft wie der unseren genau auf den Punkt. Das war ein gut gewähltes Ende! Sicher wird es eine Herausforderung für die Veranstalter, hochkarätige Politiker vom Kaliber eines Gregor Gysi nächstes Jahr nach Kassel zu lotsen.


Dr. Thomas Kreuzer, Geschäftsführer der Fundraising Akademie

„Verjüngung der Branche ist deutlich zu spüren“
 

Dr. Thomas Kreuzer© Fundraising Akademie„Der Fundraising-Kongress war in diesem Jahr gut besucht, viele Teilnehmer kamen von neuen Organisationen. Es war eine deutliche Verjüngung der Branche zu spüren. Allerdings war die Leistungsebene von den großen Organisationen leider kaum vertreten. Es ist zu spüren, dass neue Trends, zum Beispiel bei der Digitalisierung, von den Besuchern gut angenommen werden. Viele Nachbarschaftsthemen kamen aber zu kurz, zum Beispiel sollten Bereiche wie soziale Investitionen, Impact Investing und Wirkungspositionierung stärkere Beachtung finden. Die Kongress-Strukturen waren insgesamt sehr gelungen, allerdings hätte ich mir zwischen den Veranstaltungen mehr Zeit für den kollegialen Austausch und den Besuch bei Ausstellern gewünscht.“


Ralph Davids, Leitung Marketing/Sales, SAZ Services GmbH

„Die Veranstaltung, um Impulse zu sammeln und gezielt Signale auszusenden“


Ralph Davids© SAZ„SAZ gehört zu den größten und bekanntesten Dienstleistern für Fundraising-Organisationen in Deutschland. Dennoch war es uns wichtig, nach einigen Jahren, in denen wir nicht als Aussteller auf dem Fundraising-Kongress vertreten waren, wieder einmal Präsenz zu zeigen und auf unser breites und erweitertes Angebots-Spektrum speziell für Non-Profit-Organisationen hinzuweisen. Dazu haben wir im Vorfeld der Veranstaltung Kunden und Interessenten zu uns an den Stand eingeladen und dies zum persönlichen Austausch genutzt. Der Fundraising-Kongress bietet hierfür eine gute Plattform, da sich hier zahlreiche Entscheidungsträger auf engem Raum in einer angenehmen Atmosphäre versammeln. Neben den bereits im Vorfeld vereinbarten Terminen haben sich auch spontan interessante Begegnungen mit potenziellen Kunden und Partnern ergeben. Nicht zuletzt bietet der Fundraising-Kongress einen wunderbaren Rahmen, um sich mit Kollegen über aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen auszutauschen. Kurzum: Der Fundraising-Kongress ist DIE Veranstaltung im Jahr, um neue Impulse zu sammeln und gezielt Signale auszusenden.“


Hans-Josef Hönig, Leiter Fundraising, Malteser

Hajo Hönig© Hans-Josef Hönig

„Schwerpunktthema Mailing im Programm kaum zu sehen“


„Der Kongress bietet jedes Jahr eine super Plattform fürs Networking. Vom Kursangebot bezüglich des Schwerpunktthemas Mailing war ich enttäuscht, anhand des Programmes war dieses Schwerpunktthema kaum zu erkennen. Dabei bietet sich da eine riesige Palette an, ich denke da sofort an interessante Themen wie Neuromarketing, Digitaldrucktechniken, Listbroking oder Ergebnisanalyse. Da hätte man mehr bringen können.“

 

Cornelia Baeyer, Fundraising-Managerin, Gegen Vergessen – für Demokratie e.V.

„Viele Ideen gesammelt, Kontaktaufnahme sollte leichter sein“
 

Conny Baeyer© Cornelia Baeyer„Die Themenauswahl gefiel mir diesmal besser als im vergangenen Jahr. Ich konnte viele gute Ideen sammeln, zum Beispiel beim sehr guten Workshop über Telefonfundraising. Bei meiner Ausbildung zur Fundraising-Managerin an der Fundraising-Akademie habe ich viel in der Theorie gelernt, beim Kongress wurde mein Wissen durch viele Beispiele aus der Praxis angereichert. Das ist fast wie bei einem Puzzle, das sich zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Auch die Keynote-Speaker Staatssekretärin Elke Ferner und Gregor Gysi haben mir gut gefallen. Nur die Organisation hatte einige Defizite. Mir persönlich fehlte die Vernetzung von Teilnehmern aus ähnlich arbeitenden NGOs, mit denen man sich gern mal austauschen würde. Meist lernt man diese nur durch Zufall kennen, die Kontaktaufnahme sollte erleichtert werden.“

Der nächste Fundraising-Kongress findet vom 3. bis zum 5. Mai 2017 in Kassel statt.

 

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