Postbote mit Brief
Postbote mit Brief
Postbote mit Brief

von Marike Ziehmann

Das Dilemma mit der Deutschen Post: Was für ein Klischee!

Hurra, hurra, es ist Februar – der Monat der Liebe. Wussten Sie, dass in den USA am Valentinstag nicht nur Partner oder Partnerin mit kleinen Nettigkeiten bedacht werden? Auch Verwandte, Freunde und Menschen, die dem Gebenden besonders nahestehen, kommen in den Genuss von Valentinskarten. Wer steht Ihnen – als Fundraiser – besonders nahe? Wer war immer treu und hatte stets eine offene Geldbörse für Sie? 

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Ja, den eigenen Großspendern kann keine gemeinnützige Organisation genug Liebesbriefe schreiben. Und bei einem Brief dieses Kalibers darf es schon etwas mehr sein. Feinstes Papier, elegante Gestaltung und ein Text von der Muse geküsst. Sie, verehrte Leser, wissen, wie viel Arbeit und Herzblut in so einem kleinen Brief steckt. Mit wie viel Hingabe jeder Buchstabe gesetzt und mit wie viel Sorgfalt jede Entscheidung getroffen wird. Fraglos bedarf jedes Spendermailing besonderer Aufmerksamkeit und vollem Einsatz, doch ein Dankschreiben der Güte eines Großspendermailings verdient – ganz unabhängig von der Auflage – mehr als die schnöde Dialogpost. Ein Dankschreiben dieser Güte verdient die Vollfrankierung mit echter Briefmarke!

Und es gibt noch mehr Postsendungen, die gemeinnützige Organisationen zu allerlei Anlässen vollfrankiert versenden. Denken Sie nur an Zuwendungsbescheinigung oder Einladungen zu besonderen Veranstaltungen. Nicht vorstellbar, wenn ein solcher Brief, der mit so viel Aufmerksamkeit und Herzblut gestaltet wurde, von einer anderen Organisation gekapert würde, um für sich zu werben.

Briefmarke mit Stempel

Briefmarke mit Klischee

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Klischees zu Ostern

Von wegen Klischee: NPOs können einen eigenen Poststempel beantragen. Das birgt Tücken!

„Wie das?“, höre ich Sie empört fragen. Ganz einfach: Jede Stadt, jede gemeinnützige Organisation, jeder Verein, jedes Museum – Sie ahnen, wie die Liste weitergeht – hat das Recht, bei der Deutschen Post einen eigenen Poststempel (in Fachkreisen Klischee genannt) zu beantragen. Wird dem Antrag stattgegeben, wird ein Klischee gestaltet, dass der Deutschen Post AG zur Freigabe geschickt wird. Ist die Freigabe erfolgt, darf der Antragsteller bestimmen, in welchen Briefzentren und auf wie vielen Maschinen das Klischee genutzt werden soll. Alle eingehenden Sendungen – ohne Prüfung, um welche Sendung es sich handelt – werden dann mit diesem Klischee freigemacht.

Sie, verehrte Leser, haben keinen Einfluss auf diesen Prozess. Ausgenommen, Sie sind Antragsteller, natürlich. Mit etwas Pech bittet also ausgerechnet eine andere Organisation via Klischee um Unterstützung auf Ihrem mit Leidenschaft verfassten Dankschreiben an die Crème de la Crème Ihrer Unterstützer. Ihre Großspender! Aus dem Weg gehen können Sie dem ganzen Dilemma nur, wenn Sie einen Lettershop nutzen, der selbst freistempeln darf. Doch hier kommt die Krux: Die Lizenz zum Freistempeln – wie alles im Leben – ist nicht umsonst. Nur wenige Lettershops gönnen sich diesen Luxus. Finden Sie also erstmal einen, der diesen Service anbietet.

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Hintergrund

Alle nicht gewerblichen beziehungsweise nicht kommerziellen Institutionen können ein Klischee beantragen. Die Kosten variieren je nach Kategorie des Briefzentrums zwischen 600 und 840 Euro pro Monat. Hinzu kommen die Kosten für die Gestaltung und Produktion (etwa 480 Euro) und der Kontaktpreis (etwa 0,50 Euro pro 1.000 Kontakte)

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