Hey Big Spender – Wahlkampf in den USA

Von Roland Schellwald

Weißes HausIm Kampf um den Einzug in das Weiße Haus werden jede Menge Spenden benötigt. © Fotolia

Wer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden will, der braucht viel, ja sogar sehr viel Geld. Schätzungen zufolge müssen die Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump bis zur Wahl des nächsten US-Staatsoberhaupts am 8. November 2016 mehr als eine Milliarde Dollar für den Wahlkampf aufbringen. Eine solche Summe dürfte selbst einen Milliardär wie Trump nicht ganz kalt lassen!

Nur zum Vergleich: Als hierzulande vor drei Jahren ein neuer Bundestag gewählt wurde, gaben die sechs wichtigsten Parteien zusammen 62 Millionen Dollar (57 Millionen Euro) für ihren Wahlkampf aus. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Wahlen zum großen Teil staatlich unterstützt werden, stellt die USA nur relativ wenig öffentliche Gelder für den Wahlkampf zur Verfügung. So hängt der Erfolg eines Kandidaten also auch wesentlich von dessen Fähigkeit ab, Spenden zu sammeln.

Was macht den Wahlkampf in Amerika so teuer?

Das wichtigste Instrument für politisches Marketing ist in den USA das Fernsehen. Während Parteien in Deutschland kostenlose TV-Werbezeiten erhalten, profitieren amerikanische Sender voll vom kommerziellen Potenzial der politischen Werbung. Sie lassen sich die Spots der Kandidaten teuer bezahlen.

Trump WebsiteMultimillionär Donald Trump wollte zunächst seinen Wahlkampf aus eigener Tasche bezahlen, besann sich dann aber und sammelt nun auch Spenden.
© www.donaldjtrump.com
Der republikanische Kandidat Donald Trump plante ursprünglich, seinen Wahlkampf sogar aus eigener Tasche zu bezahlen. Er prahlte damit, der einzige wirklich unabhängige Kandidat zu sein, weil er nicht auf die Millionen der finanziellen und politischen Elite des Landes angewiesen sei. „Ich brauche von niemandem Geld“, ließ der Republikaner am Anfang selbstbewusst verlauten, als er ankündigte, sich für das höchste Amt in den Staaten zu bewerben. „Ich verwende mein eigenes Geld, brauche keine Lobbyisten, keine Spender. Ich bin wirklich reich“, verbreitete er zunächst.

Trump wird nachgesagt, dass seine Meinung nicht immer in Stein gemeißelt ist: Wie das Wall Street Journal berichtet, sammelt Trump für seinen Wahlkampf nun doch Spenden. Auf Trumps Internetseite prangt inzwischen seit geraumer Zeit ein dicker Spenden-Button. Darüber hinaus verschickt das Trump-Team fleißig Spendenaufrufe per E-Mail, die sich gezielt an potenzielle Unterstützer richten. Trump und seine Mitarbeiter sollen auf der Suche nach neuen E-Mail-Adresslisten Republikaner-affiner Amerikaner sein, heißt es. Außerdem soll Trumps Sohn angesichts leerer Kassen Parlamentarier in Großbritannien, Australien und Island um finanzielle Unterstützung gebeten haben, obwohl es verboten ist, Spenden von ausländischen Politikern einzusammeln, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel".

Fundraising-Profi Bill Clinton füllt Hillarys „Kriegskasse”

Von den finanziellen Möglichkeiten eines Donald Trump ist Hillary Clinton weit entfernt – sie braucht für ihren Wahlkampf dringend viele überzeugte Förderer. Dafür hat sie einen wichtigen Trumpf im Ärmel: Die Demokratin profitiert von den fast schon legendären Fundraising-Künsten ihres Mannes Bill Clinton. Der ehemalige Präsident verfügt vor allem durch seinen eigenen Wahlkampf im Jahr 1996 gegen Bob Dole über Fundraising-Erfahrungen. Vor 20 Jahren reichten allerdings noch etwa 100 Millionen Dollar, um einen solchen Wahlkampf zu bestreiten.

Clinton WebsiteHillary Clinton verdankt die Finanzierung ihres Wahlkampfes auch des überragenden Fundraising-Geschicks ihres Mannes Bill Clinton. © www.hillaryclinton.com Bill Clinton sorgt dafür, dass die „Kriegskasse“ seiner Ehefrau gefüllt ist. Die Fundraising-Kunst beherrscht der Ex-Präsident wie kaum ein anderer: Er hat sich in all den Jahren ein einmaliges Netzwerk von Freunden, Bekannten und Prominenten aufgebaut, die selbst spenden und sich vor allem auch um weitere mögliche Spender bemühen. Mittels dieses Schneeball-Prinzips hat er für seine Frau ein potentes Spendernetzwerk aufgebaut, das die erste Frau in Amerika auf den Präsidententhron befördern will. Selbstverständlich sammelt das Clinton-Team darüber hinaus mit Hilfe von E-Mail- und Telefonaktionen oder speziellen Fördererveranstaltungen weitere Spenden.

Entscheidet die Höhe der Spenden über die Präsidentschaft?

Der Wahlkampf ist in den USA viel mehr von Marketing und Entertainment geprägt als hierzulande. Durch viel Geld lässt sich die wichtige Medienpräsenz erhöhen. Doch wer als Präsidentschaftskandidat große Wahlkampfspenden annimmt, erregt schnell den Verdacht, den freigiebigen Gönnern einen gewissen Einfluss auf die spätere Politik einzuräumen. Wer sich auf diesem schwierigen Grat elegant bewegt, hat die besten Chancen, der/die nächste Präsident/in zu werden. Und wer macht nun das Rennen? Am 8. November sind wir alle schlauer.

 

www.donaldjtrump.com, www.hillaryclinton.com

 

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