Kolumne
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Hurra, ein neues Fundraising-Standardwerk!

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Es gibt immer wieder gute Fundraising-Bücher. Und einige davon werden zu Standardwerken. Darunter nur wenige fremdsprachige, denn Fundraising findet in einem begrenzten geografischen, sprachlichen und kulturellen Raum statt, in dem zwar Ideen aus anderen Bereichen erfolgreich adaptiert, aber niemals eins zu eins kopiert werden können.

Und nun liegt wieder eines dieser Standardwerke vor. Es heißt „Fundraising Coach – Systematisch und erfolgreich Spenden werben“. Der Verfasser ist Kai W. Dörfner. Das Buch ist 560 Seiten stark und es wert, von der ersten bis zur letzten Seite gelesen zu werden. Anfänger*innen im Fundraising wird alles neu sein; langjährige Fundraising-Profis mit reichlich beruflicher Erfahrung werden wenig Neues finden, aber Beachtenswertes entdecken, was endlich ausprobiert werden sollte. 

Kai Dörfner hat einen soliden Studien- und Praxis-Hintergrund, war fünf Jahre Bundesgeschäftsführer der Deutschen Wanderjugend, wollte nicht als „Berufsjugendlicher“ enden, entdeckte für sich nach einer erfolgreichen Stiftungsgründung bei der Wanderjugend die Ausbildung zum Fundraising-Manager an der Fundraising-Akademie und bekam noch während der Ausbildung die Möglichkeit, als Fundraiser die Spendenwerbung bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart zu strukturieren. Dort arbeitet er jetzt seit 20 Jahren. Zudem ist er Geschäftsführer der von ihm aufgebauten Hausstiftung, die nach seinen Worten eine „stürmische Entwicklung“ nahm und derzeit über 223 Stifter*innen mit einem Kapital von über 17 Millionen Euro verfügt. Um sein Wissen zu komplettieren, machte er eine weitere Ausbildung zum Stiftungsmanager (DSA) an der Deutschen Stiftungsakademie.

Kolumnist Dr. Christoph Müllerleile

Kolumnist Dr. Christoph Müllerleile

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Auch im ehrenamtlichen Bereich, beim Fundraising Verband, in der evangelischen Gemeinde, beim BUND, im Kreisjugendring, in kommunalen Ausschüssen und bei Umweltinitiativen, entwickelte der Familienvater Profil. Und er sammelt nicht nur Spenden, sondern er spendet auch selbst.

Sein Buch hat eine lange Vorgeschichte, denn Kai Dörfner konnte von dem über Jahre gepflegten eigenen Blog, früher „Fundraising-Knigge“, profitieren, den er kostenlos anbietet. Gründlicher Vorarbeit verdankt das Werk seine Vollständigkeit und Genauigkeit auch bei der Benutzung von Fachbegriffen. Kritisch stimmen ihn mechanistische Logiken wie die des Effektiven Altruismus.

So viel Erfahrung würde noch nicht zu einem besonderen, für den Berufsstand und die Allgemeinheit nützlichen Fundraising-Buch führen, verstünde Dörfner sich nicht als Coach, der vor allem Fundraiser*innen in kleineren und mittleren Organisationen auf sein Level heben will. Ohne lange Einleitung, Definitionsschnörkel, ohne Bilder- und Tabellenflut, ohne Fußnoten, mit sparsamem Rückgriff auf Fremdkonzepte und -zitate geht Dörfner mitten hinein in das Fundraising als Beruf, in die Welt der Fördernden, das Fundraisingverständnis aus verschiedenen Blickwinkeln, Fundraising-Strategie, -Instrumente, notwendiges Wissen und Fähigkeiten mit kurzen Streifzügen durch Themen wie Datenschutz, Steuer- und Erbrecht, Ethik, Fundraising-Software, Psychologie und Schreiben von Texten. 

Niemand kann alles wissen. Dörfner rät, immer wieder externe Expert*innen zurate zu ziehen. Das gilt vor allem für die Anschaffung geeigneter Software, aber auch für alles, was mit der kreativen Seite des Fundraisings, mit Online-Lösungen, Fremdadressen und Lettershop zu tun hat. Wer alles selbst machen will, hat keine Zeit mehr für das Wesentliche. Auch schadet es nicht, Kolleg*innen bei anderen NPOs zu fragen und anderswo Bewährtes zu übernehmen.

Dörfner schlägt vor, in jeder Non-Profit-Organisation ein eigenes Handbuch Fundraising zusammenzustellen, in dem die laufenden Aktivitäten, Zugänge, Ablagen, Speicherorte, Kontakte, Vorschläge und Pläne festgehalten sind, damit im Falle vorübergehender oder dauerhafter Abwesenheit die Arbeit von jemand anderem sofort weitergeführt werden könnte, ohne dass sich jemand durch die Akten wühlen muss und passwortgeschützte Daten für immer verloren gehen. Das setzt ein hohes Maß von Verantwortungsbewusstsein und Selbstentäußerung voraus.

Die Literaturliste ist kurz, umfasst aber fast alle Standardwerke des Fundraisings und weist auf wichtige Webseiten hin. Wo von fremder Literatur Gebrauch gemacht wird, wird sie im Text genannt. Das Inhaltsverzeichnis ist ausführlich. Trotzdem fehlt ein Stichwortverzeichnis, weil Leser*innen das eine oder andere über den Text Verstreute doch gerne wiederfinden würden. Ein Hinweis, dass es neben der Fort- und Weiterbildung auch qualifizierte Berufsausbildungen zum/zur Fundraiser*in gibt, die der Autor ja selbst durchlaufen hat, selbst Studiengänge mit akademischem Abschluss, wäre nützlich.

Es versteht sich, dass ein solches Sachbuch keine Riesenauflagen erreicht. Im Eigenverlag des Autors kann es als Book-on-Demand auf dem neuesten Stand gehalten werden. Am schnellsten bekommt man es über die Website fundraising-coach.de, versandkostenfrei. Es kostet 59 Euro.


Wer Kai Dörfner im aktuellen Gespräch mit anderen Erfolgsautoren des Fundraisings erleben will, geht auf seine Podcast-Interviews mit Andreas Schiemenz und Jan Uekermanns Live-Talk.


 

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Über den Kolumnisten

Der Autor ist freier Fachautor für Fundraising und Philanthropie. Der Kommentar stellt seine persönliche Meinung dar. Kontakt: muellerleile@t-online.de

 

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