Ecosia
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von Marike Ziehmann

Kein leichter Weg:

Vom Start-Up zum gemeinnützigen Unternehmen

Er ist ein Macher, ein Visionär und ein Idealist im besten Sinne – Christian Kroll, Unternehmensgründer der Suchmaschine „Ecosia“. Wie ein Unternehmen im Sinne des Gemeinwohls aufgebaut werden kann, erzählt seine Geschichte.

 

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Wo alles seinen Anfang nahm …

Das erste Mal Kontakt zur Finanzwelt hatte der Ecosia-Gründer mit 16 Jahren. Damals begann er an der Börse zu handeln – keine großen Summen und oft mit Verlust – doch der Handel mit Aktien faszinierte ihn.
Sein ökosozialer Anspruch an ein Unternehmen erwachte aber erst während seines BWL-Studiums, als ihm klar wurde, dass er den „typischen Karriereweg“ nicht gehen wolle. Ohne festen Plan begann der Uni-Absolvent die Welt zu bereisen und landete letztlich in Nepal, wo er erstmals die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Globalisierung hautnah erlebte. Dieses Erlebnis beschreibt der Unternehmer als einschneidende Erfahrung.
Während seines Aufenthalts in Nepal sei er Hunderte von Kilometern durch endlos weite Sojafelder mit dem Bus gefahren. Die feuchte Hitze und die stickige Luft waren kaum zu ertragen. An seinem Ziel, dem Regenwald, erschien es ihm dort wie das Paradies: Mensch und Natur im Einklang und auch die Hitze ließ im Schatten der Bäume nach. Dass diese Idylle immer weiter zerstört wird, um mehr Platz für den Soja-Anbau zu schaffen, schmerzte ihn regelrecht.

 

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Ecosia-Gründer Christian Kroll

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Die Idee bekommt Form

Für ein halbes Jahr bleibt Kroll in Nepal mit der Vision, eine ökologische Suchmaschine aufzuziehen. Die Idee: mit den Erlösen aus den Werbeanzeigen Aufforstungsprojekte vor Ort zu finanzieren. Das Projekt scheitert, das anfällige Stromnetz und die schlechte Internetverbindung machen den Aufbau einer Suchmaschine unmöglich. Doch was ihm bleibt, ist der Code und eine Geschäftsidee.
Kroll zieht weiter nach Südamerika und investiert jede freie Minute in einen zweiten Versuch. Schließlich schafft er es, seine Suchmaschine „Forestle“ online zu stellen. Dank Google nimmt das Projekt direkt nach dem Launch Fahrt auf, denn das Unternehmen stellt den Algorithmus für die Auswertung der Suchanfragen bereit. Zwei Wochen scheint alles perfekt zu laufen, dann bricht der Suchmaschinen-Gigant mit dem kleinen Konkurrenten. Kroll vermutet, der Konzern wolle so seinen Mitbewerber kleinhalten. Wieder ist ein Projekt gescheitert.


Der große Durchbruch

Aber Kroll ist ein Kämpfer –  aufgeben kommt nicht in Frage. Zurück in Deutschland startet er in Berlin „Versuch Nummer drei“. Forestle heißt jetzt Ecosia und der Kooperationspartner nicht mehr Google, sondern Bing. Die Konstellation geht auf: Ecosia liefert, dank dem Such-Algorithmus der Suchmaschine von Microsoft Namens Bing, zuverlässige Ergebnisse an den Endverbraucher und Microsoft darf die anonymisierten Daten der Suchanfragen auswerten und analysieren. Endlich zahlt sich der lange Atem des Ecosia-Gründers aus. Die Suchmaschine, die Bäume pflanzt, wird von Tag zu Tag bekannter. Immer mehr Menschen nutzen sie für die Suche im Web.

 

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2016 kommt Tim Schumacher ins Team und bringt das nötige Marketing-Wissen ein. Durch seine Ideen erfährt die Suchmaschine einen regelrechten Boom. Gemeinsam mit dem Team um den Gründer und den Marketing-Profi wird das ehrgeizige Ziel ausgegeben, bis Ende 2020 eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Dafür geht der Großteil der Einnahmen (80 Prozent) direkt in Aufforstungsprojekte in aller Welt.


Absicherung für die Zukunft

Doch was ist, wenn Kroll irgendwann als Unternehmensleiter ausfällt? Um zu verhindern, dass seine Suchmaschine in die falschen Hände gerät, spendet er Ecosia 2018 an die Purpose-Stiftung. Diese erhält ein Prozent der Stimmrechte und fungiert damit als Kontrollgesellschafter. In ihren Statuten hat sich die Stiftung verpflichtet, ein Veto einzulegen, sollte Ecosia vererbt oder verkauft werden. Damit gehört das Unternehmen sozusagen sich selbst.

 

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Hintergrund

Ecosia wurde 2009 von Christian Kroll gegründet. Sein größtes Anliegen ist es, mit den Einnahmen der Suchmaschine Bäume zu pflanzen. Dieses Ziel verfolgt Ecosia durch die finanzielle Unterstützung von Aufforstungsprojekten. Der Großteil der Einnahmen wird hierfür bereitgestellt. Der Jahresumsatz von Ecosia lag 2019 bei 19 Millionen Euro. Davon investierte das Unternehmen 8,3 Millionen Euro in die Pflanzung von Bäumen. Bis Dato wurden so über 90 Millionen Bäume gepflanzt. Im Schnitt müssen 45 Suchanfragen an Ecosia gestellt werden, um einen Baum zu finanzieren. Mehr über die Projekte berichtet Ecosia auf seinem Blog: www.blog.ecosia.org

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