Kleiner Teddy bittet um Spenden

Von Ute Stolpe

KZ Ravensbrueck Ein Denkmal erinnert an die furchtbaren Qualen der
Inhaftierten im Konzentrationslager Ravensbrück.
Foto: © alamy
Nur 14 Zentimeter groß ist der kleine, braune Teddy, der im November 2017 seinen großen Auftritt hatte: Im Rahmen einer Benefizveranstaltung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, zur Erinnerung an die Opfergruppe der Sinti und Roma, wurden das Spielzeug und seine bewegende Geschichte vorgestellt.

Bereits seit mehreren Jahren lädt die Gedenkstätte einmal im Jahr zu einer Benefizveranstaltung mit wissenschaftlichen Vorträgen, Lesungen und Musik ein, um damit an verschiedene Häftlingsgruppen zu erinnern. Doch diese Veranstaltungen helfen auch dabei Spenden zu generieren, um vielfältige Artefakte, wie etwa den kleinen Teddy mit der traurigen Geschichte zu restaurieren – und somit als „Zeitzeugen“ für künftige Besucher zu erhalten.

Der Teddy gehörte einem fünfjährigen Sintojungen, der im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gemeinsam mit seiner Mutter inhaftiert war. Bei der Ankunft im Lager fiel dem Jungen sein Teddy aus der Hand. Als er sich danach bücken wollte, wurde er vor den Augen seiner Mutter von einem SS-Mann mit dem Gewehrkolben erschlagen. Eine Mitinhaftierte, die die grausame Szene miterlebte, nahm den Teddy heimlich an sich. Sie überlebte die Inhaftierung und schenkte nach ihrer Befreiung aus dem KZ das Spielzeug ihrer Tochter. 1995 kehrte der Teddy nach Ravensbrück zurück und wurde dort in der Ausstellung gezeigt. Inzwischen hat die Zeit deutliche Spuren an dem Spielzeug hinterlassen und zum Schutz wird es deshalb im Depot der Gedenkstätte aufbewahrt.

Teddy Der Teddy von Ravensbrück soll wiederhergestellt werden.
Foto: © Dr. C. Schlegelmilch, Berlin
Neben dem Teddy wurde auf der Veranstaltung ein weiteres Artefakt aus dem Depot gezeigt: ein Kinderrock, den die damals elfjährige Sintezza Ceija Stojka trug. Ceija Stojka überlebte, wurde später Künstlerin und schrieb mehrere Biografien. 1968 überließ sie den Rock mit dem aufgenähten Kreuz der Gedenkstätte Ravensbrück. Der Teddy wie auch der Rock müssen dringend restauriert werden, wenn sie als Zeugen der Schreckenszeit des Nationalsozialismus nicht verloren gehen sollen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde darum um Spenden für die Restauration der beiden Objekte gebeten, die rund 1.000 Euro kosten wird. Viele Spender sind gerne bereit, diese Art der Aufarbeitung der Vergangenheit finanziell zu unterstützen.

Die jährliche Benefizveranstaltung in Berlin ist für Insa Eschebach, Leiterin der Gedenkstätte, ein Erfolg. Durch diese Veranstaltungen mit wissenschaftlichen Vorträgen, Musik und Lesungen, konnten schon einige gefährdete Objekte restauriert werden.

 

Im Konzentrationslager Ravensbrück wurden hauptsächlich Frauen inhaftiert. Während des Nationalsozialismus waren in den Jahren 1939 bis 1945 etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche als Häftlinge registriert. Mehr über die Geschichte des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück erfahren Sie hier.

 

 

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