Spenden im Silicon Valley? Aber bitte mit messbarem Erfolg!

Von Ute Stolpe

In dem etwa 100 Kilometer langen Landstrich zwischen San Francisco und Santa Clara, dem sogenannten Silicon Valley, leben mehr als 50 Milliardäre. Mit 80.000 Dollar ist das durchschnittliche Jahreseinkommen fast doppelt so hoch wie im Rest des Landes. Rund 200 dieser Superreichen und Reichen der IT-Branche treffen sich alle paar Wochen, um einen Teil ihres Geldes zu spenden.

Silicon ValleyIm Silicon Valley leben viele Reiche und Superreiche, die gern Geld für
gute Projekte spenden wollen. Foto: © Fotolia
Das tun sie allerdings streng nach den Regeln von Start-Up-Investoren. Organisationen, die Spenden erhalten, werden genau unter die Lupe genommen und müssen bestimmte Kriterien erfüllen: Hat die Organisation ein noch nicht gelöstes Problem entdeckt? Gibt es Ideen für eine innovative Lösung? Gibt es Parameter, mit denen sich der Erfolg messen lässt, am besten in Zahlen und Statistiken darstellbar?

Vor 18 Jahren gründete Laura Arrillaga-Andreessen (50), Tochter eines Immobilien-Milliardärs und Frau eines Tech-Milliardärs, in einem Café in dem 70.000 Einwohner-Städtchen Palo Alto den „Silicon Valley Social Venture Fund“, kurz SV2. Dieser Club verbindet Menschen, die viel, sehr viel Geld in der ansässigen Tech-Industrie verdienen und Wege suchen, dieses sinnvoll zu investieren.

Geben will gelernt sein

Schon während ihres Studiums hatte sich Laura Arrillaga-Andreessen gefragt, warum nur sehr wenige der gutverdienenden Gründer auch spendeten. Sie forschte nach und kam zu der Erkenntnis, dass für viele dieser Personen ihre Lebensverhältnisse völlig neu waren. So seien sie nicht im Valley aufgewachsen und hätten kein Netzwerk von Menschen mit ähnlichen Sorgen. Sie stammten nicht aus wohlhabenden Familien und seien nicht mit der Tradition des Gebens vertraut. Es sei daher schwierig für sie, zu entscheiden, welche Organisation ihr Geld wert sei.

Arrillaga-Andreessen entwickelte daraufhin den Businessplan für SV2. Sie und ihre Gründungspartner gingen aber über das Spenden hinaus. Sie investierten ihre Zeit und Kenntnisse, um Non-Profit-Organisationen zu helfen, deren Professionalität zu entwickeln oder zu verbessern.

SV2 entwickelte sich so zu einem Netzwerk für finanzstarke Aufsteiger im Valley, die ihre philantropischen Ressourcen möglichst effektiv einbringen wollen. So ist Laura Arrillaga-Andreessen zum Beispiel auch die engste Beraterin von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der versprochen hat, 45 Milliarden Dollar für die Lösung der dringendsten Probleme der Welt zu geben.

Erfolge sollen messbar sein

Schon John Rockefeller III, der Enkel des Ölbarons, kam 1969 auf die Idee, die Effizienz des Spendens mit unternehmerischen Maßstäben zu überprüfen und prägte dafür den Begriff „Venture Philantropy“. 1997 erschien im Harvard Business Review ein Artikel mit dem Titel „Was Stiftungen von Risikokapitalgebern lernen können“. Es bringt sicher Vorteile, Probleme mit unternehmerischen Methoden zu lösen und dann auch zu verfolgen, was das geschenkte Geld bewirkt.

Nach eigenen Angaben konnte SV2 allein in den vergangenen Jahren das Leben von rund 100.000 Personen und Familien positiv beeinflussen. Ein Beispiel ist die Förderung der „Silicon Valley Urban Debate League“, eines Debattierklubs für Schüler der Unterschicht im armen Osten Palo Altos. Auf der Website lässt sich der Erfolg leicht in Zahlen ablesen: Alle bisher teilnehmenden Schüler waren arm, 82 Prozent schwarz und alle schafften es auf ein College.

Solche Projekte werden von den SV2-Mitgliedern gerne unterstützt, lassen sich die Erfolge doch rasch und leicht messen. Grundsätzliche, strukturelle Probleme der amerikanischen Gesellschaft können so aber nicht gelöst werden. So können sich selbst Eltern aus der sogenannten „Mittelschicht“ im Osten Palo Altos für ihre Kinder deshalb keine guten Privatschulen leisten, weil sie die inzwischen horrenden Mieten kaum noch bezahlen können. Der Tech-Boom hat Unternehmen angezogen, die die Immobilienpreise so nach oben getrieben haben, dass „Normalverdienern“ nur der Wegzug bleibt oder gar die Obdachlosigkeit droht.

Weitere Infos finden Sie unter: www.sv2.org

 

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