Suchmaschinenoptimierung ermöglicht oft ersten Beziehungs-Schritt

Von Roland Schellwald

Im Zeitalter der Digitalisierung müssen auch Hilfsorganisationen ihre Arbeit im Internet gekonnt präsentieren, um beispielsweise Interessenten zu gewinnen und in Neuspender umzuwandeln. Damit die Website prominent im Google Ranking dasteht, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen.  Wie gelangt man bei Google ganz weit nach vorne und warum ist dafür Suchmaschinenoptimierung (SEO) so wichtig? Online Marketing-Profi Jona Hölderle gibt im Interview einige Tipps.

FR-Echo: Wieso ist es für Hilfsorganisationen wichtig, Suchmaschinenoptimierung zu betreiben?

Jona HölderleJona Hölderle rät Websitebetreibern, sich auf die Bedürfnisse der Besucher zu fokussieren. Foto: © Pluralog Jona Hölderle: Organisationen leben von der Unterstützung einer interessierten Öffentlichkeit. Suchmaschinen sind einer der wichtigsten Zugänge zur Arbeit einer Organisation, insbesondere für Menschen, die die Organisation vor ihrer Suche noch nicht kannten und mit Hilfe eines Suchbegriffs auf sie aufmerksam werden.

FR-Echo: Wie groß ist der Aufwand, den man betreiben muss, um im Google Ranking weit vorne zu sein?

Jona Hölderle: Das hängt immer von der Konkurrenz bei den einzelnen Suchen ab. Mit den Keywords „Spenden für Syrien“ hat man sicher viel Konkurrenz, bei „Genitalverstümmelung in Somalia“ wird das schon spezieller. Wichtig ist vor allem, dass man sich strategisch damit beschäftigt was die Zielgruppe sucht, dann ist auch mit wenig Aufwand oft viel möglich.

FR-Echo: Welche Maßnahmen führen in der Regel zu einem höheren Ranking?

Jona Hölderle: Neben einigen technischen Grundlagen in erster Linie die Fokussierung auf das Bedürfnis der Besucher. Wenn wir guten Gewissens sagen können, mit einer Seite die beste Antwort auf eine Suchanfrage zu liefern, sind wir in der Regel von den Top-Platzierungen nicht weit entfernt. Dazu kommen nach wie vor Verlinkungen, also Empfehlungen anderer Websites. Hierfür muss die klassische PR- und Pressearbeit auch auf Online-Angebote ausgeweitet werden.

FR-Echo: Viele Hilfsorganisationen verfügen nicht über die Mittel, um sich einen professionellen SEO-Spezialisten zu leisten. Können auch „normale“ Mitarbeiter Suchmaschinen-Optimierung lernen? Wenn ja, wie und wo?

Jona Hölderle: Grundsätzlich ja, das kann man lernen. Der wichtigste Schritt ist dabei die eigene Analyse, in der man feststellen kann, was gut funktioniert und was gar nicht. Wofür interessieren sich die Besucher, wie bewegen sie sich durch die Website. Zum Thema gibt es unzählige Blogs und Foren. Empfehlen kann ich zum Beispiel die moz.com Community oder auch die Fachzeitschrift Website Boosting.

FR-Echo: Es heißt, dass über das Internet nur sehr wenige Spenden geworben werden. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

Jona Hölderle: Nein. Der Online-Anteil der Spontan- und Erstspender ist in vielen Organisationen sogar recht hoch.

FR-Echo: Können Sie einen konkreten Fall oder mehrere Fälle nennen, wo sich SEO direkt positiv auf die Spendeneinnahmen ausgewirkt hat?

Jona Hölderle: Mir würde umgekehrt keine erfolgreiche Organisation einfallen, bei der nicht ein großer Teil der neuen Onlinespender über Suchmaschinen auf die Seite gekommen ist. Am wichtigsten ist das sicherlich im Krisenfall. Das ist einer der wenigen Fälle, in denen Menschen direkt nach einer Spendenmöglichkeit suchen. In der Regel ist der Weg jedoch, wie bei fast allen anderen Spendenmöglichkeiten, nicht so einfach. Ich kenne erfolgreiche Fälle, bei denen zum Beispiel Besucher der Suchmaschine auf eine kostenlose Bestellung von Broschüren umgeleitet werden und dann später per Post oder Telefon überzeugt werden, auch Förderer zu werden. Die Suchmaschinenoptimierung ermöglicht oft den ersten Schritt in eine Beziehung.

FR-Echo: Google Grants ermöglicht es Hilfsorganisationen, durch eine gesponserte, kostenlose Anzeige eine attraktive Position bei Google zu erlangen. Ist das nicht ein viel einfacherer Weg, auf seine Organisation im Netz aufmerksam zu machen?

Jona Hölderle: Ein ganz klares „Jein“.  Das sollte man sich zusätzlich natürlich auf keinen Fall entgehen lassen. Das zusätzliche Budget kann aber eine organische Platzierung in den Suchmaschinen nicht ersetzen.
 

Jona Hölderle berät gemeinnützige Organisationen im Online Marketing. Mit Strategie-Workshops, Coaching und Seminaren hilft er, das Internet als wichtigen Bestandteil der Gesamtstrategie einer Organisation zu verstehen. Als Referent der Fundraising-Akademie lehrt er, mit Online Marketing auch Fundraising-Erfolge zu erzielen.
E-Mail: jona@pluralog.de, Web: www.pluralog.de

Im September startet die Fortbildung „Referent/-in Online-Fundraising“  bei der Fundraising Akademie. Hier die Übersicht der Termine der drei Seminarblöcke:

04. – 06. September 2017 in Siegburg
13. – 15. November 2017 in Arnoldshain
17. – 19. Januar 2018 in Siegburg

 

 

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