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Türchen, öffne dich!

Ich kaufe mir meinen ja immer Mitte Oktober. Und spätestens Anfang November ist er dann aufgefuttert. Der Adventskalender. Erfunden 1902 in Deutschland (damals noch mit bunten Weihnachtsbildchen, die heute kein Kind mehr hinter dem Ofen hervorlocken könnten), gibt es sie mittlerweile nicht nur als klassische Schokoladen-Version, sondern auch mit Parfümfläschchen, Legobausteinen und Bierdosen gefüllt. Und seit einiger Zeit auch als Online-Adventskalender.

Und da beginnt der Adventskalender für uns Spendensammler interessant zu werden. Jeden Tag ein virtuelles Türchen öffnen: Das schafft nicht nur Spannung und Freude, sondern auch eine gute Spenderbindung und Spenderaktivierung in der gebefreudigsten Zeit des Jahres. Da gibt es Patenschaftsorganisationen, die via Website, E-Mail oder Instagram jeden Tag eine berührende Geschichte eines Patenkindes erzählen, oder Hundevereine, die vierundzwanzig süße, im vergangenen Jahr vermittelte Vierbeiner in Pose setzen.

Mit einem Online-Adventskalender lassen sich aber auf kreative Weise auch wunderbar direkt Spenden sammeln. Drei Modelle lassen sich unterscheiden:

  1. Der Gute-Taten-Adventskalender: Er zeigt in täglicher Abfolge gemeinnützige Projekte der Organisation (oder verschiedener Organisationen) und bittet für jedes Projekt um Spenden. Der „Adventskalender für gute Werke“ der Süddeutschen Zeitung ist ein Beispiel dafür, der Adventskalender „24 gute Taten“ des gleichnamigen Vereins ein anderes. Hier wird ein Papierkalender mit Online-Türchen verknüpft und beim Kauf des Kalenders für die Projekte verschiedener Organisationen gespendet.
     
  2. Der Sponsoren-Adventskalender: Bei diesem Modell werden die Geschenke hinter den Türchen von Sponsoren zur Verfügung gestellt. Wer einen Adventskalender kauft, hat nun die Chance, jeden Tag ein solches Geschenk zu gewinnen. Der Kölner Adventskalender der Lesegesellschaft zu Köln und des St. Elisabeth Krankenhauses ist ein Beispiel für diese Los-Variante. Andere Vereine nutzen gesponserte Geschenke, um sie Kalendertürchen für Kalendertürchen via Facebook zu versteigern.
     
  3. Der Umgekehrte Adventskalender: Hierbei werden keine Köstlichkeiten aus dem Kalender herausgeholt, sondern hineingelegt: zum Beispiel jeden Tag etwas Leckeres in eine weihnachtliche Kiste für einen oder zwei Obdachlose. Diese Idee wird etwa von einem engagierten Bürger aus der Schweiz in Kooperation mit der Caritas Thurgau umgesetzt. Die Mitstreiter*innen gewinnt er auf Facebook.

Fehlt noch eine mittlerweile sehr populäre Variante. Beim „Lebendigen Adventskalender“ treffen sich Menschen an vierundzwanzig Tagen bis Weihnachten, feiern ein Stündchen zusammen und besinnen sich auf Weihnachten. Warum ein solches Event nicht als lokaler Verein über die eigene Facebook-Gruppe organisieren? Vierundzwanzig Mitglieder laden in ihre Garage zu Glühwein, Plätzchen und heißem Kakao – natürlich nicht, ohne auf jeden Tisch vorher eine Spendendose und einen QR-Code zu platzieren.

Aber Vorsicht, liebe Vereine. Sollte jemand auf die Idee kommen, mich einzuladen, muss er mit einem Minus-Geschäft rechnen. Mein Hunger auf Schokoladen-Lebkuchen ist genauso legendär wie ungebremst.

 


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Dr. Christian Gahrmann

Über den Kolumnisten

Dr. Christian Gahrmann ist Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler. Nach Stationen als Fundraiser bei der Deutschen Diabetes-Stiftung, Roland Berger Strategy Consultants und der China-EU School of Law arbeitet Christian Gahrmann seit 2012 als selbstständiger Fundraising-Berater (www.christian-gahrmann.de).

Zu seinen Beratungsschwerpunkten gehören unter anderem die erfolgreiche Gestaltung und Umsetzung von Fundraising in den sozialen Medien. Er ist Gründer der größten Fundraiser-Community (www.nachhaltiges-fundraising.de) und der größten Spender-Community (www.traumspender.de) auf Facebook.

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