Was liest eigentlich ... Dr. Thomas Kreuzer

 

Dr. Thomas KreuzerThomas Kreuzer © Thomas Kreuzer

Diesmal hat Filantro Fundraising-Echo Dr. Thomas Kreuzer gefragt: „Welche Bücher stehen auf Ihrer Leseliste ganz oben?“ Keine leichte Frage, doch der Geschäftsführer der Fundraising Akademie hat drei spannende Werke für Sie ausgewählt.

Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte

Buchcover Weltgeschichte als Stifungsgeschichte

Michael Borgolte gilt in Deutschland als der Stiftungsexperte schlechthin. Eine ganze Reihe von Einzelstudien hat der Historiker herausgegeben, dazu mehrere Monographien verfasst. In diesem Buch nun geht es Borgolte um mehr: nämlich um den Nachweis, dass Menschen schon immer gestiftet haben: in allen Kulturen, zu allen Zeiten, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven heraus. Dabei geht es Borgolte nicht um Gemeinsamkeiten, sondern darum, die jeweiligen Kontexte in ihrer Verschiedenheit herauszuarbeiten. Es geht ihm ums Spezifische, Besondere, Jeweilige, Ungewöhnliche. Er schert nicht alles über einen Kamm, sondern möchte die Kulturen und Kontexte würdigen und verstehen. Und das gelingt Borgolte aufs Beste. Aber eines eint dann doch die Stiftungsaktivitäten über Tausende von Jahren, egal ob in Mesopotamien, Ägypten, China, Israel, Indien bis ins Mittelalter der Altgläubigen: Immer geht es darum, die Asymmetrien in der Gesellschaft in den Blick zu nehmen; die Armen, Schwachen, Kranken, Alten, Unterprivilegierten. Für sie sind die Stiftungen da; ihr Leben soll erleichtert werden. Ein großartiges interkulturelles Buch! Eine einzigartige Stiftungsgeschichte. Kaufen. Lesen. Genießen.

Borgolte, Michael: Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte
Theiss-Verlag, Jahr 2018; 736 Seiten
ISBN: 978-3-53-426962-4
Preis: 79,95 € / CHF 85.60

Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft

Buchcover Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft

Wenn ein Sachbuch nach wenigen Wochen vergriffen ist und neu aufgelegt werden muss, weist dies vielleicht auf die Wucht seiner Thesen hin. Armin Nassehi lehrt Soziologie an der LMU in München, hat als Herausgeber das „Kursbuch“ wiederbelebt und ist aus den gegenwärtigen öffentlichen Debatten im Land nicht mehr wegzudenken. Nun also unter dem Titel „Muster“ eine Theorie der digitalen Gesellschaft. Auf welches Problem, fragt Nassehi, ist die Digitalisierung eigentlich die Antwort. Ja, die analoge Welt liefert uns zu wenig Informationen, um mit der komplexen Welt, in der wir leben, umzugehen. Das ist die Lösungskompetenz der Digitalisierung. Aber überraschend, wenn nicht frech fügt er hinzu: „Nicht der Computer hat die Datenverarbeitung hervorgebracht, sondern die Zentralisierung von Herrschaft in Nationalstaaten, die Stadtplanung und der Betrieb von Städten, der Bedarf für die schnelle Bereitstellung von Waren für eine abstrakte Anzahl von Betrieben, Verbrauchern und Städten/Regionen.“ Damit ist aber die Digitalisierung nichts wirklich Neues, sondern nur die radikalere und konsequentere Fortsetzung dessen, was in der Moderne immer schon praktiziert wurde. Und warum lautet der Titel des Buches „Muster“? Das könnte eine weitere Kränkung des modernen Subjekts bedeuten: dass wir als Akteure eben nicht individuell unser Leben führen, sondern Individualität letztlich auf einer Art „Autonomiefiktion“ beruht. Was nach spezifischem, besonderem, individuellem Handeln aussieht, lässt sich – erst recht durch die Digitalisierung – als „bloßes“ Muster rekonstruieren. Selbst die romantische Liebe. Schnüff. 

Nassehi, Armin: Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft
C.H. Beck, Jahr 2019; 352 Seiten
ISBN: 978-3-40-674024-4
Preis: 26 € / CHF 37.50

Database + Fundraising

Buchcover Database + Fundraising

Die letzte Veröffentlichung zum Thema Datenbank-Fundraising liegt Jahre zurück; damals verfasst von Hajo Hönig, Hans Rosegger und Helga Schneider. Nun setzt Andreas Berg neu an: „Datengestütztes Fundraising hilft, Strategien und Taktiken beständig zu verbessern, Auswertungen und Bewertungen werden geplant und regelmäßig durchgeführt. Es ist mehr als die Bereitstellung von Kennzahlen. […] Data-Driven-Fundraising ist nichts anderes als das geplante Sammeln von Erfahrungen und die Umsetzung dieser Erfahrung in Erfolg.“ Damit formuliert Andreas Berg einen Ansatz, der für die Datenbank-Experten lange schon leitend ist: Entweder steuert man erfolgreiches Fundraising über die Analyse von Daten; oder man steuert nicht. Das Erfreuliche an der Neuerscheinung ist, dass Berg die Theorieteile verständlich und souverän abarbeitet, dann aber auch im Kapitel zu „Auswahl und Einführung“ erfahrene Tipps für die Umsetzung gibt. Das Buch von Andreas Berg wird zum Standardwerk. Nein, das ist es schon jetzt.

Berg, Andreas: Database + Fundraising
Fundraiser-Magazin GbR, Jahr 2019; 200 Seiten
ISBN: 9-78-398-137942-6
Preis: 39,90 € / CHF 88

 

 

Über den Autor: Dr. Thomas Kreuzer ist Geschäftsführer der Fundraising Akademie. Er ist studierter Kommunikationswirt und promovierter Theologe. Thomas Kreuzer ist vielfacher Autor von Fachbüchern aus den Bereichen Nonprofit-Management, Dritte-Sektor-Forschung und Fundraising. Für sein Lebenswerk wurde er vom Fundraising-Verband mit dem Deutschen Fundraising-Preis 2019 ausgezeichnet.

PS: Wir verlosen das Buch „Database + Fundraising“ von Andreas Berg. Mehr über das Thema und wie Sie am Gewinnspiel teilnehmen, erfahren Sie hier.

 

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