„Wenn man im Netzwerk Visionen teilt, passieren wunderbare Dinge"

Childaid Network

Seit zehn Jahren kümmert sich das Hilfswerk Childaid Network um die Bildung von Kindern in Südasien.
Foto: © Childaid Network

Von Roland Schellwald

In diesem Frühjahr feiert das Kinderhilfswerk Childaid Network zehnjähriges Bestehen. Die Stiftung ermöglichte schon rund 100.000 bedürftigen Kindern und Jugendlichen in Südasien den Zugang zu Bildung und Ausbildung. Childaid Network fühlt sich hohen Wertmaßstäben verpflichtet, stellt große Anforderungen bezüglich Transparenz. Im Interview mit Filantro Fundraising Echo spricht Dr. Martin Kasper, Stiftungsgründer und ehrenamtlicher Vorstand, über Vertrauensbildung und die Vorteile von Netzwerken.

Fundraising-Echo: Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, Ihren Spendern und Partnern gegenüber größtmöglich transparent zu sein. Was tut Ihre Stiftung, um diese Transparenz zu erreichen?

Martin Kasper ChildaidDr. Martin Kasper Foto: © Childaid Network                        Dr. Martin Kasper: Wir tun sehr viel dafür, wir achten zum Beispiel darauf, dass auf unserer Website sehr detaillierte Informationen über unsere Arbeit ersichtlich sind. Die Seite ist ganz bewusst auch englischsprachig, damit unsere internationalen Partner nachvollziehen können, in welcher Form wir über ihre Projekte berichten. In unserem Jahresbericht sind alle relevanten Zahlen ersichtlich, sogar im Mehrjahresvergleich – unsere Jahresabschlüsse werden von einem Wirtschaftsprüfer testiert. Darüber hinaus informieren wir unsere Spender durch regelmäßige Newsletter über unsere Aktivitäten. Auf unserer Website werden persönliche Ansprechpartner genannt, die rund um die Uhr erreichbar sind oder schnellstmöglich zurückrufen, wenn es irgendwelche Fragen zu klären gibt. Außerdem halte ich selbst 50 bis 60 Vorträge im Jahr.

Fundraising-Echo: Ihr Kinderhilfswerk hat im November 2016 das DZI-Siegel erhalten. Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, das Siegel zu beantragen?

Dr. Martin Kasper: Das DZI-Siegel hat in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal. Spender haben ja nicht immer die Zeit und die Gelegenheit, alle Unterlagen einer Organisation zu sichten, bevor sie sich zu einer Unterstützung entscheiden. Das DZI übernimmt die Funktion eines Stellvertreters, der die Effizienz der Arbeit der Organisation durch eine Prüfung nach objektiven, nachvollziehbaren Kriterien verifiziert. Das DZI ist eine Instanz, die Vertrauen schafft.

Fundraising-Echo: Welche Rolle spielen Social Media-Kanäle in Ihrem Transparenz-Konzept?

Dr. Martin Kasper: Social Media ist nicht unser Schwerpunkt, trotzdem sind wir auf Facebook und auch auf Twitter vertreten. Social Media bindet viel Arbeitszeit und wir haben nur drei Teilzeitangestellte. 90 Prozent unserer Arbeit wird von Ehrenamtlichen erledigt. Ein pensionierter ehemaliger Bankangestellter kümmert sich um unsere Buchhaltung, ein Student pflegt unseren Webauftritt, eine Grafikerin gestaltet für uns, ohne eine Rechnung zu schicken. Ehrenamtliche helfen auch beim Veranstaltungsmanagement. Die Büroräume bekommen wir übrigens von einem Freund kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dadurch können wir unsere Kosten sehr gering halten. Wir haben im Jahr 2015 nur 2,5 Prozent der Einnahmen für die Verwaltung ausgegeben, 3,6 Prozent fließen in Öffentlichkeitsarbeit und Spenderbetreuung – 2016 lagen die Zahlen noch niedriger. Rund 94 Prozent der Einnahmen gehen direkt in die Projekte.

Fundraising-Echo: Was meinen Sie, wie mündig sind Spender heutzutage? Oder mit anderen Worten: Honorieren Spender Transparenz überhaupt?

Dr. Martin Kasper: Ich erlebe, dass Menschen gerne bereit sind, ihre Ressourcen großzügig zu teilen, wenn sie dadurch ihre Werte und Ziele fördern können. Dafür informieren sie sich entsprechend ihrer eigenen Präferenzen und passen ihr Spendenverhalten an. Meiner Erfahrung nach haben wir es vertrauensbildenden Maßnahmen zu verdanken, dass sich die Pro-Kopf-Spende für Childaid Network bei vielen Spendern in den ersten Jahren verdrei- bis verfünffacht. Ich finde, es sollte für alle Organisationen gesetzliche Vorgaben für die Veröffentlichung von Daten in standardisierter Form geben, damit Spender sich leichter informieren können. Es gibt noch zu viele, die fast gar nichts veröffentlichen. Es reicht nicht aus, dem Finanzamt gegenüber die Zahlen offenzulegen, auch gegenüber Spendern und Steuerzahlern sollte eine Berichtpflicht bestehen.

Fundraising-Echo: Ihre Stiftung heißt Childaid Network, sie bauen also ein Netzwerk der Hilfe für Kinder auf. Wie sieht dieses Netzwerk aus und welche Vorteile bringt das mit sich?

Dr. Martin Kasper: Wenn man in Netzwerken Visionen und Inhalte miteinander teilt, passieren wunderbare Dinge. In unseren Projektgebieten verbünden wir uns mit verlässlichen Partnern aus den jeweiligen Kulturkreisen. Sie kennen die Nöte der Menschen, sprechen die Sprache und wissen, was fehlt. Aber auch hierzulande knüpfen wir Netzwerke. Unsere Stiftungsräte erschließen uns ihre Kontakte für den guten Zweck. Mit befreundeten Organisationen tauschen wir uns aus, um das Rad nicht neu erfinden zu müssen. Mitarbeiter in Unternehmen nutzen die internen Kommunikationskanäle für kostengünstige Fundraising-Aktionen. Es gibt zum Beispiel drei Unternehmen, die uns seit Jahren unterstützen, von denen Mitarbeiter schon unsere Projekte besucht und Berichte darüber geschrieben haben. So werden sie zu internen Multiplikatoren. In einem großen Unternehmen mit ca. 6.000 Mitarbeitern spendeten uns beispielsweise 12 bis 14 Prozent der Mitarbeiter mehrmals einen Urlaubstag, den die Firma in Spenden für die Projekte umwandelte.

Das mittelständische Kinderhilfswerk Childaid Network wurde 2007 von den Eheleuten Dr. Brigitta Cladders und Dr. Martin Kasper als rechtsfähige Stiftung gegründet, um bedürftigen Kindern in Südasien (derzeit in Nepal, Nordostindien, Bangladesch, Myanmar und Laos) Bildung zu ermöglichen. Von 2007 bis 2015 wurden mehr als fünf Millionen Euro in die Projekte investiert. Sitz des Hilfswerkes ist in Königstein.

Weitere Informationen: www.childaid.net, Childaid Network in bewegten Bildern

 

Childaid Network NäherinnenFoto: © Childaid Network

 

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