Wilfried Britz antwortet

Von Claudia Wohlert

In dieser Ausgabe stellt sich Wilfried Britz, Leiter Fundraising und Unternehmenskooperation beim Deutschen Tierschutzbund e.V., den Fragen der Redaktion vom Filantro Fundraising-Echo.

Wenn Sie 100.000 Euro frei zur Verfügung hätten, wen würden Sie unterstützen?

Wilfried BritzWilfried Britz meint, dass deutsche NPOs von flachen Hierarchien und schnellen,
dezentralen Entscheidungswegen profitieren könnten. © Deutscher Tierschutzbund
Eine gute und wichtige Arbeit macht meiner Meinung nach die französische Tierrechtsorganisation L214 Éthique & Animaux. Diese junge Kampagnenorganisation hat in den vergangenen Jahren in Frankreich etliche Tierschutzvergehen im Bereich der Nutztierhaltung aufgedeckt und erfährt einen enormen Zulauf. Auch der Verein Sharkproject International e.V., der sich dem maritimen Schutz und der Erforschung von Haien verschrieben hat, bekäme meine Unterstützung. Einen weiteren Teil der Spende würde ich einer Menschenrechtsorganisation wie Amnesty International weiterleiten sowie an Projekte der Flüchtlingshilfe.

Welche herausragende Fundraising-Kampagne/-Initiative hat Sie in den vergangenen Jahren besonders beeindruckt?

Eine Kampagne, über die ich mich wahnsinnig gefreut habe und die zu Recht vom Deutschen Fundraising Verband ausgezeichnet wurde: Die Aktion „Rechts gegen Rechts“ aus dem Jahr 2014. Wunsiedeler Bürger wandelten dabei eine rechte Demonstration in einen Spendenlauf um. Mit Kreativität und Zivilcourage gegen Fremdenhass, ein leider hochaktuelles Thema und die richtige Antwort darauf.

Außerdem: Als Fundraiser, der auch für den Bereich Corporate verantwortlich ist, halte ich die „Mutter der CSR-Kampagnen in Deutschland“, die Krombacher Regenwald Kampagne von 2002, für immer noch wegweisend. Gut ergänzt wird sie durch die spätere Stiftungsgründung.

Womit sollten sich Fundraiser Ihrer Meinung nach noch intensiver beschäftigen?

Das ist immer auch eine Frage der jeweiligen Organisation, ihrer Voraussetzungen, Stakeholder und Ressourcen. Was ich selbst lebe und von anderen erwarte, ist die Bereitschaft „Fundraising-Weisheiten“ beständig zu hinterfragen, und zwar in allen Bereichen. Erfahrung alleine punktet nicht. Das macht den Job manchmal anstrengend, aber eben auch spannend. Als Fundraising-Leiter ist mir zudem eine offene Abteilungs-Kultur wichtig, abweichende Meinungen sind willkommen und oftmals hilfreich. So etwas kann man nicht per Workshop implementieren, es muss gewollt und gelebt werden, sonst klappt es nicht.

Gibt es eine Veröffentlichung, die Sie Fundraisern empfehlen würden?

Als Grundlagenwerk und für den schnellen Einstieg in einzelne Themen natürlich das „Fundraising Handbuch“ der Fundraising Akademie in der entstaubten 5. Auflage. Wer einen erstmals umfassenden Überblick über die diversen Transparenzinitiativen erhalten möchte, ist mit dem Buch „Transparenz im Dritten Sektor. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme“ gut aufgehoben. In meinem Alltag sind es aber oft die weniger dicken Wälzer, die sich als hilfreich erweisen. So begleiten mich die Best Practice Guides des DDV seit vielen Jahren zu diversen Spezialthemen wie zum Beispiel Datenschutz im Dialogmarketing/Internet, Rechtliche Grundlagen im Telefonmarketing, E-Mail-Marketing, UWG 2009 und andere.

Welche Zukunftstrends sehen Sie?

Schon lange Trends, aber immer noch eine Herausforderung für das Fundraising: die Individualisierung der Ansprache sowie Diversifizierung der Kanäle und das alles gesteuert über eine gute CRM-Software. Hinzu kommt, dass Organisationen der zunehmenden Durchdringung von sozialen Netzwerken mit angepassten Strukturen begegnen sollten. Stichwort: flache Hierarchien und schnelle, dezentrale Entscheidungswege. Ich glaube, da gibt es noch viel Luft nach oben in deutschen NPOs.

Wie lautet Ihr persönliches Fundraising-Motto?

Ich bin kein Motto-Mensch, doch „Wer zuerst fragt, kriegt den Keks“ hat bei aller Schlichtheit des Spruchs schon als Kind gut funktioniert.

 

Wilfried Britz ist Rheinländer und hat ein besonderes Verhältnis zu diesem Fluss. Als Sohn eines Binnenschiffers wuchs er auf der „Hausstrecke“ zwischen Basel und Rotterdam auf. Später „an Land“ studierte er Politologie in Bonn, begleitet von der Frage, wohin das wohl führt. Eine Antwort darauf fand sich in einem ergänzenden Studium an der Westdeutschen Akademie für Kommunikation (WAK) zum Fachwirt PR. Bereits studienbegleitend hatte Wilfried Britz Berührung mit gemeinnützigen Organisationen. Später führte er gemeinsam mit der 1. Vorsitzenden die Geschäftsstelle von „Taten statt Worte“, einem Verein zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wirtschaft. Von 2002 an folgte eine vierjährige Tätigkeit für die Stiftung der Deutschen Welthungerhilfe. Seit 2006 ist er Referent beim Deutschen Tierschutzbund e.V. und leitet dort seit 2008 die Abteilung Fundraising und Unternehmenskooperationen.

Kontakt: Wilfried Britz, Deutscher Tierschutzbund e.V., In der Raste 10, 53129 Bonn, Tel: +49 (0)228 60496-39, E-Mail: britz@tierschutzbund.de

 

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