Wohltäter: Der Drang zum Guten

Von Elisabeth Lenz

Elisabeth LenzElisabeth LenzIn Braunschweig unterstützt ein anonym bleibender Mensch unterschiedliche Organisationen mit einem Umschlag voller Geld. Im Lauf der Zeit ist eine stattliche Summe von nahezu 300.000 Euro zusammengekommen. Geschichten wie diese werfen die Frage auf: Was treibt Menschen dazu, Gutes zu tun, ohne jeden Dank, ohne Gegenleistung?

Gutes tun tut gut

Krieg, Mord und Totschlag, Missgunst, Neid und Fremdenhass – beim Blick in die Nachrichten könnte man meinen, wir lebten in einer durch und durch negativen Welt. Andererseits weiß man beim Deutschen Spendenrat, dass Menschen immer wohltätiger handeln: Jeder vierte Deutsche hatte bis August 2014 schon für irgendetwas gespendet. Das gerade abgelaufene Jahr könnte einen neuen Rekord der Spendenfreudigkeit markieren.

Rund 13 Prozent der Deutschen engagieren sich laut Statistischem Bundesamt zudem ehrenamtlich in Organisationen mit politischem oder wertegebundenem Hintergrund. Mindestens fünf Prozent sind in klassischen Wohltätigkeitsorganisationen tätig. Aber warum? Sind es Vorbilder und Idole von Gandhi bis Mutter Teresa? Sind es die gepredigten Ideale jeder Religion? Sind es verinnerlichte Gesetze oder soziale Konventionen?

Für den Philosophen Michael Schmidt-Salomon, Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (www.giordano-bruno-stiftung.de), ist Uneigennützigkeit vor allem eine höchst natürliche Sache: „Es tut den Menschen offensichtlich gut, sich für eine Sache einzusetzen, die sie selbst als wichtig einschätzen.“

Wir sind gut, weil es Teil unseres Wesens ist

Im Frühjahr 2014 legte er mit „Hoffnung Mensch“ ein Buch vor, dem er den Untertitel „Eine bessere Welt ist möglich“ gab. Was mit Blick auf die Weltlagen utopistisch, wenn nicht naiv erscheint, hat eine naturwissenschaftliche Grundierung: Seit Richard Dawkins 1976 in seinem Bestseller „Das egoistische Gen“ klarmachte, warum auch Altruismus und Selbstaufgabe in gewisser Hinsicht zum eigenen Wohl sein können, hat das Thema kräftig Karriere gemacht.

Inzwischen gilt als ausgemacht: Wer nicht nur sich, sondern auch seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten Gutes tut, wertet nicht nur sich selbst auf, sondern sorgt auch für den stabilen Fortbestand eben dieses Umfeldes. Als soziale seien wir also zwangsläufig auch „ethische Tiere“.

Salomon schreibt dazu: „Tatsächlich helfen Menschen einander nicht deshalb, weil sie erwarten, dass ,Gott‘ sie dafür im Jenseits belohnen wird oder weil ihnen das altruistische Verhalten von ,der Kultur‘ mühsam antrainiert werden musste, sondern weil Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen als Bestandteile unseres evolutionären Erbes bereits in unseren Genen liegen.“

Das könnte erklären, warum so viele Spender und Wohltäter tatsächlich keinerlei Gegenleistung erwarten, ja oft noch nicht einmal bemerkt werden wollen – und warum Helfen im Wortsinn Freude macht. Über Jahre verteilte in Braunschweig ein anonymer Wohltäter Geld an Bedürftige, das er diesen einfach in den Briefkasten warf – Spendenquittungen bekommt man dafür nicht, Bundesverdienstkreuze ebenso wenig.

 

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