Nachrichten 04/2019

Deutsche Post: Portoerhöhung trifft auch Fundraiser

Posttower in Bonn Der Posttower in Bonn © Alex G | Pixabay

Nachdem in diesem Jahr bereits die Portopreise für Briefe, Postkarten und andere Privatkunden-Produkte gestiegen sind, legt die Post mit einer Preiserhöhung für Geschäftskunden-Produkte nach. Zum 1. Januar 2020 wird dann nicht nur die Dialogpost teurer – 30 Cent statt 28 Cent kostet dann eine einzelne Sendung, auch die Palettenlagerung wird um 2 Cent teurer. Zudem wird ein neues Produkt eingeführt: Für 28 Cent pro Sendungen können künftig Postkarten per Dialogpost verschickt werden.

Die gestiegenen Kosten für das Porto sind aber nicht das einzige Ärgernis für Non-Profit-Organisationen: Die Mindestmenge wurde von 4.000 auf 5.000 Sendungen angehoben. Wer unter der Auflage bleibt und trotzdem seine Mailings als Dialogpost versenden will, zahlt kräftig drauf. Um satte 50 Prozent wird der Zuschlag für Mindermengen angehoben. Um ein Mailing mit einer Auflage von 4.000 Sendungen zu verschicken, zahlen NPOs dann nicht mehr 1.120 Euro, sondern 1.800 Euro. Für kleine Organisationen ist das ein Schlag vor den Bug.

Gegensteuern gegen die anstehenden Mehrkosten lässt sich nur schwerlich. Umso erfolgreicher sollten die ausgesendeten Spendenaufrufe laufen. Das geht nur mit einem optimal gepflegten Adressbestand. Mehr zu dem Thema Porto- und Mailingkosten erfahren Sie im Beitrag: Mailingkosten konstant halten trotz steigender Produktionskosten. Außerdem sollten NPOs die Gelegenheit nutzen und noch in diesem Jahr möglichst viele Neuspendermailings versenden. Denn noch gelten die alten Preise und Mengen. So können noch zu den günstigeren Konditionen neue Spender akquiriert werden.

 

 

Sea-Watch e. V.: Spenden für Rackete werden geteilt

Portrait der Sea-Watch Kampitänin Carola Rackete Carola Rackete nahm die Strafe bewusst in Kauf. © Paul Lovis Wagner | Sea-Watch

Der Konflikt war vorprogrammiert, als die deutsche Kapitänin Carola Rackete Ende Juni mit dem Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ den Hafen von Lampedusa ansteuerte. Doch die Migranten, die sie zwei Wochen zuvor aus Seenot gerettet hatte, waren ihr wichtiger als das Verbot, in italienische Gewässer einzufahren. „Ich weiß, was ich riskiere“, hatte die Niedersächsin kurz zuvor erklärt, „aber die 42 Geretteten sind erschöpft. Ich bringe sie jetzt in Sicherheit.“

Nun muss sich die engagierte Kapitänin vor einem italienischen Gericht verantworten. Über die Geldstrafe, die laut Sea-Watch 16.666 Euro beträgt, muss sie sich zumindest keine Gedanken machen. Nach einem Spendenaufruf der TV-Moderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf sowie einer in Italien gestarteten Sammelaktion kamen mehr als 1,4 Millionen Euro für Carola Rackete zusammen. Allein dem Aufruf der TV-Moderatoren folgten rund 36.000 Menschen und spendeten insgesamt 1.014.524,11 Euro. Für die zahlreichen Spenden bedankte sich Böhmermann über seinen Facebook-Account. Von diesem Geld sollen nun die Strafe und die Verfahrenskosten für Carola Rackete bestritten werden. Über die Verwendung der restlichen Spenden schreibt Böhmermann in seiner Danksagung: „[Die] Spenden werden stellvertretend für alle zivilen Seenotretter auf einem Treuhandkonto an die fünf Organisationen Seawatch, Seebrücke, Sea Eye, Civil Fleet e.V. und Solidarity at Sea übergeben, die in Selbstverwaltung demokratisch und gemeinsam über den genauen Verwendungszweck entscheiden sollen.“

Einfacher wird es für die Seenotretter indes nicht werden. Mit einem neuen Gesetz will Italien den Druck auf die Hilfsorganisationen weiter erhöhen. Wurden für eine unerlaubte Einfuhr in italienische Hoheitsgewässer bislang zwischen 10.000 und 50.000 Euro fällig, sollen künftig Strafen von bis zu 1.000.000 Euro drohen. Außerdem soll es den Behörden möglich sein, das betreffende Schiff schon beim ersten Verstoß zu beschlagnahmen.

 

 

Start-Up: 1+1-Prinzip hilft Not leidenden Menschen

share Gründerteam Iris Braun, Sebastian Stricker, Ben Unterkoffler und Tobias Reiner Das share-Gründerteam: (v. l. n. r.) Iris Braun, Sebastian Stricker, Ben Unterkofler und Tobias Reiner © share

Ganz normal einkaufen und dabei humanitäre Hilfe leisten – mit diesem Konzept will das Start-Up „share“ Konsum und Hilfe für Menschen in Not verbinden. Hinter diesem Modell steckt das sogenannte 1+1-Prinzip:  Jeder verkaufte Artikel soll laut share Notleidenden mit einem gleichwertigen Produkt oder Service helfen.

„Jeder Bio-Nussriegel spendet eine Portion Essen, jede Handseife spendet ein Stück Seife und jede Flasche Wasser spendet einen Tag Trinkwasser“, verspricht das Start-Up auf seiner Homepage. So soll der Kauf eines Bio-Nussriegels beispielsweise ein Kind in der Republik Kongo mit einer Schulmahlzeit versorgen. Damit will das Unternehmen die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Hygiene von Menschen aus aller Welt decken. Partnerorganisationen wie die Welthungerhilfe sorgen für die Verteilung der Hilfsgüter. Für Transparenz soll ein Barcode auf jeder Produktverpackung sorgen: Kunden können so nachvollziehen, wohin ihre Spende geht, wofür sie verwendet wird und wie vielen Bedürftigen geholfen werden konnte. Dazu muss einfach der Zahlencode auf der Homepage www.share.eu eingegeben werden.

Seit der Gründung Anfang 2018 können die Start-Up-Gründer Sebastian Stricker, Iris Braun, Ben Unterkofler und Tobias Reiner  eine beachtliche Bilanz aufweisen. Insgesamt hätten share-Kunden bereits 56 Brunnen, 2,67 Millionen Mahlzeiten und 1,1 Millionen Seifen ermöglicht und so 375.000 Not leidenden Menschen geholfen. Dazu bedurfte es allerdings potenter Partner, ohne die dieser Erfolg kaum möglich gewesen wäre. Diese hat das Unternehmen in den Handelskonzernen Rewe und dm gefunden, die von Anfang an dabei waren. So konnten die share-Produkte fast gleichzeitig in über 5.000 Rewe- und dm-Märkten angeboten werden.

 

 

Notre-Dame: Milliardäre haben noch nichts gespendet

Wiederaufbau Glockenturm Notre Dame Bauarbeiten am Glockenturm von Notre-Dame  © Shortshop

Für den Wiederaufbau der im April bei einem Brand stark beschädigten Kathedrale Notre-Dame haben Spender rund 850 Millionen Euro zugesagt. Bislang sind jedoch nicht einmal zehn Prozent dieser Summe eingegangen. Vor allem die Großspender, die Millionen versprachen, haben ihr Wort noch nicht gehalten.

Frankreichs Kulturminister Franck Riester hat laut Tagesschau eingeräumt, dass bislang nur Spenden von Privatleuten eingegangen seien, welche an die vier beauftragten Stiftungen gespendet haben. Von den reichsten Familien Frankreichs kam bisher jedoch kein Cent. Bernard Arnault, dessen Konzern LVMH unter anderem die Luxuslabels Luis Vuitton und Dior besitzt, hatte zugesichert, 200 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Pariser Wahrzeichens zu spenden. 100 Millionen Euro sollen vom Inhaber der Firma Artemis kommen, zu der Gucci und Saint Laurent gehören.  

Laut Riester sei dies jedoch normal und die Spenden würden nach und nach je nach Fortschritt der Bauarbeiten fließen. Nach Angaben des Ministeriums verlangten die Spender detailliert Auskunft, wofür ihre Gelder eingesetzt werden sollen. Derzeit würden Vereinbarungen mit ihnen ausgearbeitet.

 

 

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