400.000-Dollar-Streit um Spenden für Obdachlosen

Von Roland Schellwald

Es schien wie ein modernes Märchen, fast zu schön, um wahr zu sein. In der Februar-Ausgabe berichtete Filantro Fundraising Echo über einen viralen Spendenaufruf, der einen Obdachlosen reich macht. Johnny Bobbitt, ein gestrandeter ehemaliger US-Marine aus Philadelphia, hatte der 27-jährigen Kate McClure geholfen. Sie war in einer gefährlichen Gegend liegen geblieben und der auf der Straße lebende Bobbitt hatte für seine letzten 20 Dollar einen Kanister Benzin für sie geholt, damit ihr nichts passiert.

Sie bedankte sich bei ihm daraufhin, indem sie eine Online-Spendenaktion auf der Spendenplattform GoFundMe ins Leben rief. Die Geschichte traf den Nerv der Spender, der Aufruf verbreitete sich in Windeseile. Anstatt der erhofften 10.000 Dollar kamen am Ende sage und schreibe 400.000 Dollar (ca. 339.000 Euro) von 14.000 Spendern zusammen! Angesichts dieser stolzen Summe träumte der Wohnungslose schon von einem eigenen Haus und einem Auto. Einen Teil des Geldes wollte er in seine Altersvorsorge stecken, etwas würde er auch an die Obdachlosenhilfe spenden, sagte er den Medien.

Doch mit dem unerwarteten Geldsegen begann ganz offensichtlich der Streit. Im August berichtet die Zeitung Philadelphia Inquirer, dass Johnny Bobbitt seine „Wohltäterin“ und ihren Lebensgefährten Mark D’Amico verklagt habe, weil das Geld auf Konten läge, zu denen Bobbitt keinen Zugriff habe. Darüber hinaus hätten sie „wesentliche Beträge der Summe“ für eigene Zwecke genutzt, die Rede war von einem BMW, Casinobesuchen in Las Vegas und einem Urlaub in Los Angeles.
 

 

Mit der Zeit wurde die Geschichte immer verworrener und undurchsichtiger. Das Paar wies die Vorwürfe zurück. Laut Nachrichtenmagazin Spiegel gab der Anwalt der beiden an, dass Bobbitt bereits 200.000 Dollar erhalten habe. Sie wollen ihm den Rest der Summe erst geben, wenn er einen festen Job habe und keine Drogen mehr konsumiere, erklärten sie. Angeblich habe Bobbitt, laut D’Amico, in weniger als zwei Wochen 25.000 Dollar vor allem für Drogen ausgegeben. „Einem Süchtigen wie Bobbitt das Geld zu geben sei so, als würde man ihm eine geladene Waffe in die Hand drücken“, meint D’Amico.

Wie der Focus unter Berufung auf die örtliche Lokalzeitung berichtet, sei Bobbitt inzwischen wieder obdachlos, drogenabhängig und müsse betteln. Ob er selbst so ganz unschuldig an dieser Lage sei, dürfte zumindest zweifelhaft sein. Er habe Drogen-Rückfälle gehabt und habe in die Entzugsklinik gemusst, heißt es weiter. Anderen Medienberichten zufolge habe er eine Therapie begonnen, aber abgebrochen.

Doch dann gab der Anwalt des Paares bekannt, dass alle Spenden von GoFundMe weg seien. Anfang September führte die Staatsanwaltschaft von Burlington County eine Durchsuchung im Haus des Paares durch. Dabei wurden Bargeld, Schmuck, der BMW und Finanzunterlagen konfisziert.

 


So wie es aussieht, wird Bobbitt das Geld am Ende doch noch bekommen. Er habe mit der Spendenplattform eine Einigung erzielt. „GoFundMe“ werde die Summe erstatten, berichtet der Spiegel unter Berufung auf Johnny Bobbitts Anwalt. Sein Mandant habe bereits 20.000 Dollar erhalten, den Rest werde er nach einer Untersuchung der Plattform und nach Abschluss des Gerichtsverfahrens bekommen, berichtet CBS Philadelphia.

 

Neben GoFundMe.de sind in Deutschland vor allem die Spendenportale betterplace.org und helpdirect.org beliebt.

 

 

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