Crowddonating: „Mit Langsamkeit die Welt bereisen“ und Gutes tun

Von Jana Fiedler

Anita KisialaAnita Kisiala mit Kindern aus armen Familien auf Sumatra. Ihr Zuhause ist ein kleiner Geländewagen. Komfort sieht anders aus. Gerade sind sie von Darwin aus die gesamte australische Westküste runtergefahren und werden einige Zeit auf der „Mornington-Halbinsel“ südlich von Melbourne verbringen, die von Einheimischen nur „The Peninsula“ genannt wird.

Vor fast zwei Jahren haben die beiden jungen Hessen Anita Kisiala und Nico Hopp beschlossen, nochmal ganz von vorn zu beginnen, die sicheren Jobs an den Nagel gehängt und sich auf ein großes Abenteuer eingelassen. Dabei ging es ihnen in erster Linie darum, „mit Langsamkeit die Welt zu bereisen“ und wo immer sie gebraucht werden, etwas Sinnvolles zu tun und mit anzupacken. „Es war nicht leicht, das bisherige Leben zurückzulassen, alles aufzugeben und einfach loszuziehen. Doch der Wunsch, ferne Kulturen zu entdecken, wirklich Land und Leute kennenzulernen, Charity-Projekte zu unterstützen und direkt vor Ort konkret zu helfen, war größer als alle Bedenken“, erinnert sich die 32-jährige Pädagogikdozentin Anita Kisiala.

„Youkeepustraveling“- der Reiseblog für die gute Sache

Ihre erste Station war Indonesien. Seitdem haben die beiden sympathischen Weltenbummler ihren bewusst kleinen ökologischen Fußabdruck unter anderem in Singapur, Batam Island, Bintan Island, Java, Bali, Réunion Island und aktuell Australien hinterlassen. Eine feste Route und einen straffen Zeitplan, so Kisiala, gebe es nicht. „Das würde uns viele Möglichkeiten nehmen. Es braucht Zeit, die Missstände in den einzelnen Ländern aufzuspüren und auch Zeit, einen Lösungsansatz zu finden, der mit den jeweiligen Gepflogenheiten konform geht.“

Nico HoppNico Hopp setzt sich für den Schutz der Haie ein.Um die Menschen für ihre Sache zu sensibilisieren, sie über wichtige Vorhaben zu informieren und vor allem Spenden zu generieren, haben sie den Blog „Youkeepustraveling“ ins Leben gerufen. Mit „Crowddonating“, auch „donation-based Crowdfunding“, sammeln sie Geld für Projekte. Im Gegensatz zu anderen Formen des „Crowdfundings“ steht einzig und allein der emotionale Aspekt im Vordergrund. Der potentielle Unterstützer erhält keinerlei Rückzahlung, Verzinsung oder sonstige monetäre Gegenleistungen. Besucher ihrer Seite gehen einfach unter der Rubrik „Get involved“ auf den Button „Donate“ und können hier ihre persönlichen Daten und einen Betrag eingeben. „Das Geld kommt zu 100 Prozent einem von uns ausgewählten Projekt zu Gute. Durch unseren Blog, durch Videos und Bilder kann der Spender genau nachvollziehen, was mit seinem Betrag passiert“, erklärt der 35-jährige Produktgestalter Nico Hopp.

Eine Herzensangelegenheit: Schutz von Umwelt und Natur

Bislang sind so gut 2.200 Euro zusammengekommen. Dabei setzen die beiden auf Freiwilligkeit. Jeder Mensch solle von sich aus die Initiative ergreifen. Penetrante Werbung oder die Aufforderung, auf Facebook & Co ihre Seite zu „liken“ entspreche nicht ihrer Philosophie, betonen Kisiala und Hopp. Dank der vielen Besucher ihres Blogs und des wirklich großen Interesses an Ihrer Arbeit konnten sie schon einige Male dazu beitragen, die Welt nachhaltig besser zu machen.

So war es ihnen auf der Insel Réunion beispielsweise möglich, für das „Shark Project“, eine internationale Initiative zum Schutz und zur Erforschung von Haien, Flyer zu drucken, die Organisation „Océan Prévention Réunion“ unter anderem in ihrem Kampf um saubere Strände zu unterstützen oder sich für einen Dschungelführer aus Sumatra einzusetzen, der bei der Flut alles verloren hat. Ein selbst gedrehtes YouTube-Video sollte Touristen auf sein Schicksal aufmerksam machen.

Ein Ende ihrer Reise um die Welt sei nach den Worten der beiden engagierten Globetrotter nicht in Sicht. „Es gibt noch so unendlich viel zu tun und auch wenn uns manche Schicksale wie die der gefolterten Hunde auf Sumatra fast verzweifeln lassen, geben wir nicht auf. Wir hoffen, die Menschen mögen, was wir machen, wie wir es machen und helfen uns. Das ist alles, was zählt.“

Auf dem Rad oder zu Fuß für Menschenrechte

Angela Marie MaxwellAngela Marie Maxwell beteiligt sich an Aufräumaktionen auf der Insel Réunion.Wie die beiden Hessen haben auch der 19-jährige Justus Bornemann aus Leer in Ostfriesland und Angela Marie Maxwell eine Vision, die sie mit „Crowddonating“ verwirklichen wollen. Bornemann möchte auf seinem Fahrrad durch Afrika nicht nur 12.000 Kilometer zurücklegen, sondern sich gleichzeitig für das Projekt „Viva con Agua“ stark machen. Auf Deutschlands größter Spendenplattform betterplace.org kann jeder dabei mithelfen, dass rund 42.000 Äthiopierinnen und Äthiopier in der Amhara-Region endlich Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und sich die katastrophalen hygienischen Zustände verbessern.

Die 33-jährige Maxwell hat sich vor gut einem Jahr zu Fuß auf den Weg gemacht. Sechs Jahre wird sie um die Welt laufen und mit Spendengeldern Organisationen unterstützen, die sich für ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben aller Frauen auf der Welt einsetzen (www.shewalkstheearth.com).

 

Jana Fiedler arbeitet als freie Journalistin, Texterin und Onlineredakteurin in Berlin.

 

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