Eineinhalb Jahre Ebola: Kein Ende und kaum Spenden in Sicht!

Von Roland Schellwald

Medizinische Helfer im Ebola-GebietDie Bilder von Helfern in Schutzanzügen in der von Ebola betroffenen Region gingen um die Welt, aber nicht zu Herzen. © depositphotos/Jose TandemVor eineinhalb Jahren, am 28. Dezember 2013, starb in Guinea das erste offizielle Ebola-Opfer. Damit begann die furchtbare Ebola-Epidemie in Westafrika. Inzwischen ist die Zahl der Neuansteckungen endlich rückläufig. Ärzte ohne Grenzen warnt jedoch davor, den Ausbruch vorschnell für beendet zu erklären. Und auch das Deutsche Rote Kreuz macht klar, dass es für eine Entwarnung zu früh ist.

Eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes ergab im Oktober 2014, dass die Spendeneinnahmen für Ebola von Anfang an gering ausfielen. UNICEF, Diakonie Katastrophenhilfe, Rotes Kreuz und Welthungerhilfe hatten bis zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich nur 200.000 Euro eingenommen. Zum Vergleich: Allein für die Opfer des Taifuns auf den Philippinen spendeten UNICEF-Förderer im Jahr 2013 etwa 17 Millionen Euro. Ärzte ohne Grenzen verzeichnete als einzige Hilfsorganisation zufriedenstellende Spendeneinnahmen für die Ebola-Bekämpfung.

Wenig Spenden, dafür hohe Kosten

Inzwischen ist die nie groß ausgeprägte Spendenbereitschaft für Ebola noch weiter abgeebbt. Dabei war und ist der Kampf gegen die Krankheit sehr kostenintensiv. Schutzanzüge, von denen auch heute noch viele benötigt werden, kosten zum Beispiel zwischen fünf und 26 Euro pro Stück und müssen in der Regel nach einmaligem Tragen verbrannt werden. Warum spenden die Deutschen – die ja eigentlich als Katastrophen-Spender bekannt sind – so wenig für die Ebola-Bekämpfung?

Bei Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen oder Überschwemmungen greifen die Bundesbürger ganz offensichtlich schneller zum und tiefer ins Portemonnaie. Ebola aber breitete sich schleichend aus und begann nicht, wie beispielsweise jüngst das Erdbeben in Nepal, mit einem großen, lauten „Paukenschlag“. Darüber hinaus dauerte es sehr lange, bis die ersten Journalisten und Kamerateams (aus verständlicher Angst vor eigener Ansteckung) vor Ort waren, um Berichte aus Westafrika zu senden. Auf den Bildern waren dann meist nur Helfer in Schutzanzügen zu sehen, es mangelte an menschlichen Schicksalen. „Das ergibt keine anrührenden Bilder. Und wenn die Menschen nicht emotional berührt sind, spenden sie auch nicht“, erklärte Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, zu den enttäuschenden Spendeneinnahmen.

Westafrika ist gefühlt sehr weit weg

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe gab sich bereits im Oktober 2014 angesichts der Bedrohung durch Ebola ungerührt: „Durch das hervorragende Gesundheitssystem in Deutschland besteht für die Bürgerinnen und Bürger kein Anlass zur Sorge.“ Mit dieser Aussage nahm er nicht nur die Angst, er verstärkte bei den Deutschen auch das Gefühl, zumindest dem Empfinden nach sehr weit von Ebola entfernt zu sein. Auch dieses Empfinden dürfte die Spendenbereitschaft nicht unbedingt gefördert haben.

Laut jüngsten Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierten sich bislang insgesamt 25.600 Menschen an der hoch ansteckenden Krankheit, rund 10.000 starben schon daran. Wie viele Opfer wird es noch geben, bis Ebola endgültig besiegt ist?

Die Helfer stehen vor Problemen

Das Zwischenfazit nach eineinhalb Jahren Ebola lautet deshalb: Es gibt noch immer kein wirksames Gegenmittel und auch keinen Impfstoff gegen die tödliche Krankheit. Einziger Schutz gegen eine weitere Ausbreitung scheint derzeit nur eine gute Hygiene zu sein. Doch wie sollen die hygienischen Bedingungen in den Provinzen, die vom Ebola-Ausbruch schwer betroffen waren und es zum Teil noch immer sind, nachhaltig verbessert werden, wenn die finanziellen Mittel dazu fehlen? Wie sollen Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden? Die Helfer stehen vor großen Problemen.

Für Ärzte ohne Grenzen steht fest: Die Weltgemeinschaft hat im Kampf gegen die Ebola-Epidemie versagt. Vermutlich hätten tausende Menschenleben gerettet werden können, wenn Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie viel früher und effizienter ergriffen worden wären. Höhere Spendeneinnahmen wären in dieser Hinsicht sicher sehr hilfreich gewesen.

 

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