Fundraising Software-Expertin Doris Kunstdorff antwortet

 

Doris KunstdorffSoftware-Expertin Doris Kunstdorff betrachtet die Datenbank als Werkzeug und Schatzkiste zugleich. © Doris KunstdorffFilantro: Erstmal herzlichen Dank, dass Sie die Erste sind, die sich unseren fünf Fragen zum Thema Spenden stellt. Wir würden gern von Ihnen wissen, wen oder was Sie unterstützen würden, wenn Sie 100.000 Euro zur Verfügung hätten, die Sie als Spende für gemeinnützige Zwecke aufteilen können?

Doris Kunstdorff: Ich würde einer Organisation eine Starthilfe für das Fundraising geben – also Zuschüsse für Personalkosten, eine passende Fundraising-Software und ein bis zwei Jahre Fundraising-Coaching. Allerdings mit der Auflage, dass sie das Geld im Laufe der Jahre zurückzahlen muss, damit dann die nächste Organisation genauso unterstützt werden kann. Vielleicht würden sich ja sogar Mitstreiter finden, damit dafür ein richtiges Programm erarbeitet werden könnte!

Filantro: Welche herausragende Fundraising-Kampagne/-Initiative hat Sie in den vergangenen Jahren besonders beeindruckt?

Doris Kunstdorff: Das Weihnachtsmailing vom Kinderpalliativ-Zentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln hat mir sehr gut gefallen. Die Idee, einen kleinen Bogen Transparentpapier und einen Faden beizulegen, damit man sich daraus ein kleines Teelicht (als „Lichtblick“) basteln kann, passte sehr gut zum Mailingtext. Ich bin keine Freundin von Give-aways wie Adress-Aufkleber, Postkarten etc. Aber das war insgesamt rund und stimmig und hat mich ausnahmsweise mal nicht unangenehm berührt.

Filantro: Womit sollten sich Fundraiser Ihrer Meinung nach intensiver beschäftigen, sehen Sie bestimmte Zukunftstrends im Fundraising?

Doris Kunstdorff: Aus meiner Erfahrung heraus beschäftigen sich gerade kleine und mittlere Organisationen zu wenig mit dem zentralen Thema „Fundraising-Datenbank“. Das Unwissen in diesem Bereich ist immer noch erschreckend groß. Aber das ist ja kein Trend (oder doch?), sondern eher ein Dauerbrenner.

Was wir intensiver verfolgen sollten, sind meiner Meinung nach die Entwicklungen im Zahlungsverkehr – also Zahlungsmethoden jenseits von Kreditkarten, Überweisungen, Lastschriften, Daueraufträgen oder (womöglich noch) Bargeld. Im vergangenen Jahr habe ich (wegen der SEPA-Umstellung) den ein oder anderen Newsletter dazu erhalten. In diesem Bereich passiert so viel – das ist eine Welt für sich. Noch ist vieles davon Zukunftsmusik und Deutschland ja nicht unbedingt ein Vorreiter im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn sich durch ein geändertes Zahlungsverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen diese Situation schneller ändert als wir das im Moment erwarten. Vielleicht verbirgt sich ja dort auch eine Möglichkeit, mehr junge Erwachsene abzuholen? Eine Tagung dazu fände ich spannend.

Filantro: Gibt es ein Buch/eine Veröffentlichung, das/die Sie anderen im Fundraising tätigen Menschen gern empfehlen würden?

Doris Kunstdorff: Im Herder Verlag ist vor kurzem das Buch „Gerechtigkeit ist möglich“ von Michael Rutz erschienen. Das möchte ich demnächst lesen, denn in der Kurzbeschreibung heißt es so schön: „Gerechtigkeit ist mehr als nur ein wirklichkeitsfernes Ideal. Zu dieser ermutigenden Einschätzung gelangen Experten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Justiz.“

Alle Fundraiserinnen und Fundraiser möchten dazu beitragen, die Welt in ihrem jeweiligen Kontext ein Stück besser zu machen. Aber wenn man Nachrichten sieht, die Zeitung liest, den zahllosen Talkrunden zuhört, kann man schon mal das Gefühl haben, gegen Windmühlen anzukämpfen. Da kann doch ein solches Buch nur gut tun! Ob ich es empfehlen kann? Das weiß ich heute noch nicht …

Filantro: Wie lautet Ihr ganz persönliches Fundraising-Motto?

Doris Kunstdorff: Meine Zielgruppe sind nicht Spenderinnen und Spender, sondern Fundraiserinnen und Fundraiser, Vereine und Verbände. Die einen ärgern sich über die Arbeit, die eine Fundraising-Datenbank macht, und die anderen über die Kosten; daher ist für viele die Datenbank nur ein notwendiges Übel. Die Chancen und Potenziale jedoch werden oft zu gering geschätzt. Mein Motto lautet also: Die Fundraising-Datenbank ist Werkzeug UND Schatzkiste zugleich. Nur wer sein Werkzeug gut beherrscht und pflegt, kann damit auch Schätze heben!

 

Doris Kunstdorff (Fundraising und System) unterstützt gemeinnützige Organisationen bei Fragen rund um die Themen Fundraising-Software wie zum Beispiel Software-Auswahl oder Prozess-Analysen und hält Seminare über Database-Fundraising. www.fundraising-und-system.de

 

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