Spenden per Scheckkarte – Erfahrungen der Coburger Morizkirche

Von Roland Schellwald

Die Deutschen lieben ihr Bargeld! Einer Bundesbank-Umfrage zufolge werden hierzulande noch immer drei von vier Einkäufen mit Münzen und Scheinen beglichen. Viele spenden auch gern in bar, vor allem im kirchlichen Bereich, wo die Gottesdienst-Besucher den Klingelbeutel ordentlich klingeln und rascheln lassen. Wer aber die Coburger Morizkirche besucht, der kann sein Hart- und Papiergeld getrost zu Hause lassen – denn dort gibt es den „elektronischen Opferstock“, der das Spenden per Karte ermöglicht.

Patricia Goldbach-Keim Dekan Stefan Kirchberger und Dekanats-Fundraiserin Patricia Goldbach-Keim
hoffen, dass der bargeldlose Opferstock zukünftig noch mehr Spenden generiert. 
Foto: © Gabi Arnold
In vielen Ländern gehört das bargeldlose Spenden in der Kirche längst zum Alltag. Sind auch deutsche Kirchgänger bereit, ihre Spende per EC- oder Kreditkarte zu leisten? Mit dieser Frage beschäftigt sich das evangelisch-lutherische Dekanat Coburg – und hat die Morizkirche als eines der ersten deutschen Gotteshäuser mit einem Kartengerät ausgestattet.

„Im vergangenen Jahr haben wir das Reformationsjubiläum zum Anlass genommen, zusammen mit der KD-Bank das Projekt ,elektronischer Opferstock‘ zu starten“, erklärt Dekanats-Fundraiserin Patricia Goldbach-Keim. Seitdem befindet sich im Eingangsbereich der Kirche ein Kartengerät, neben dem ein zweisprachig bedrucktes, großes Banner mit der Aufschrift „Bargeldlose Spende – non cash Donation“ steht.

Sensibles Thema, Ältere oft skeptischKartengerät Das Kartengerät sorgt im kirchlichen Umfeld
für Diskussionen. Foto: © Dekanat Coburg


Obwohl ein solches Kartengerät heutzutage in fast allen Supermärkten ein vertrauter Anblick ist, löste es im ungewohnten kirchlichen Umfeld rege Diskussionen aus. „Anfangs herrschte große Skepsis bei den Kirchenbesuchern, besonders bei der Zielgruppe 60 plus“, erzählt Patricia Goldbach-Keim. „Manche fürchteten, ihre Daten preiszugeben oder hatten sogar Angst davor, dass sie überwacht werden. Dabei werden alle Kartendaten verschlüsselt übermittelt, alles ist absolut anonym“, macht die Dekanats-Fundraiserin klar.

Deutlich positiver, so Goldbach-Keim, reagieren die 30- bis 50-Jährigen, die sich bereits mit Online-Banking auskennen. Einen großen Vorteil sieht die Coburger Fundraiserin darin, dass der Spender am Kartenautomat einen Zahlungsbeleg erhält. Dieser Ausdruck gilt als Spendenbescheinigung für das Finanzamt, der Betrag kann also steuerlich abgesetzt werden.

Wie viele spenden mit der Karte?

Das Kartengerät ist nun ein dreiviertel Jahr im Einsatz. Wie wird die bargeldlose Spende angenommen? „Von Mai bis November erhielten wir zwei bis drei Spenden wöchentlich über das Kartengerät, jetzt, nach dem Weihnachtsfest, sind es nur noch zwei bis drei Spenden im Monat“, resümiert Patricia Goldbach-Keim und fährt fort: „Die Spendenhöhe lag zwischen 50 Cent und 50 Euro, am häufigsten werden fünf Euro gespendet.“

Die Coburger haben einige Erkenntnisse gesammelt: „Viele Menschen spenden noch lieber auf die ursprüngliche Weise. Wir wollen die traditionelle Bargeldspende nicht abschaffen. Wir müssen die Leute langsam an solche Dinge heranführen,“ sagt Goldbach-Keim und fügt hinzu: „Aber ich bin sicher, dass die bargeldlose Spende im Laufe der Zeit verstärkt angenommen wird.“
 

In Frankreich wird bereits der vernetzte Kollektenkorb getestet
Während in Deutschland die ersten Tests mit bargeldlosen Kollekten-Spenden gestartet werden, wird in Frankreich bereits an der nächsten Entwicklungsstufe gearbeitet. Die Gläubigen in der Hauptstadt Paris spenden in der Sonntagsmesse in Saint-François de Molitor ihren Beitrag kontaktlos per Karte in einen vernetzten Kollektenkorb. Dies sei ein Versuch, sich neuen Technologien anzupassen, um dem allmählichen Verschwinden von Bargeld zuvorzukommen, erklärte die Diözese. Der elektronische Kollektenkorb nimmt Beträge von zwei, drei, fünf oder zehn Euro entgegen. Ein Bild vom elektronischen Kollektenkorb sehen Sie in der Online-Ausgabe von „Le Parisien", wenn Sie hier klicken.   

 

 

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