„Was bleibt.": eine Idee zieht Kreise

Von Pfarrer Dr. Torsten Sternberg

„Was bleibt.“ heißt das umfassende Kommunikationskonzept von Evangelischer Landeskirche und Diakonie in Baden, das im sensiblen Bereich des Erbschaftsfundraisings seit 2012 neue Wege geht: Ausgangspunkt ist das menschliche Grundbedürfnis, etwas Bleibendes zu hinterlassen.

Ratgeber TitelSchon 3.400 Broschüren wurden angefordert. © Landeskirche Inzwischen haben die württembergische, rheinische und bayerische Landeskirche sowie in Westfalen der Kirchenkreis Hattingen-Witten als Pilotprojekt das Konzept übernommen und es gibt weitere Interessenten. Die Implementierung wird durch die badischen Kollegen mit Beratungs- und Seminarangeboten unterstützt.

Im Januar 2015 wurde das Konzept erstmals im Filantro Fundraising Echo vorgestellt. Jetzt kann ein erstes Zwischenfazit mit interessanten Erkenntnissen gezogen werden.

Die Grundstrategie ist dezentrale Kommunikation, weil die begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen so am effektivsten eingesetzt sind. Das heißt, die landeskirchlichen Fundraisingbeauftragten sind vor allem bei der Materialentwicklung und bei Fortbildungen tätig. Gemeinden, kirchliche Werke und diakonische Einrichtungen können die Materialien (zum Beispiel Ratgeber, Flyer, Ausstellung) nutzen, wenn zwei Mitarbeitende die Fortbildung „Segen weitergeben …“ besucht haben. Damit und auch durch die ausführliche Arbeitshilfe soll in diesem sensiblen Bereich die Qualität des Vorgehens gesichert werden.

Adaptionen sind dabei erwünscht: regionale Schatzkästchen, Predigtreihen, Schaufenstergestaltungen und thematische Veranstaltungsreihen sind bereits realisierte Projekte. Diese Materialien für konkrete Aktivitäten vor Ort stehen anderen Interessierten als Anregungen und Vorlagen im internen Downloadbereich der Website www.das-was-bleibt.de zur Verfügung.

Die Schulungsangebote haben mittlerweile über 200 Ehren- und Hauptamtliche wahrgenommen. Etwa 30 Prozent entscheiden sich anschließend gegen Erbschaftsfundraising in ihren Institutionen: Sie finden zwar das Konzept überzeugend, aber ihnen war nicht klar, welcher Aufwand damit verbunden ist und wie sie die erforderliche Sorgfaltspflicht kontinuierlich garantieren können.

Die Resonanz ist überwältigend positiv: Bei Seminaren und Präsentationen in Leitungsgremien herrscht in der Regel anfänglich Skepsis, die bald einer intensiven Beschäftigung mit den inhaltlichen Fragen weicht und am Ende häufig zu begeisterten Rückmeldungen zum Gesamtkonzept führt. Kirchenintern ist die Ausstellung hervorragend geeignet, um Akzeptanz für das Erbschaftsfundraising und Interesse für das Fundraising im Allgemeinen zu erzielen. Extern eröffnet sie die Möglichkeit, das Thema in Altenheimen und Krankenhäusern, aber auch in Schalterhallen von Sparkassen oder in Stadtbibliotheken zu platzieren.

KäßmannKirchentag Stuttgart 2015: Prof. Margot Käßmann am Stand im Gespräch mit
der württembergischen Kollegin Katrin Stegmüller. © neolog Sven Kaun
Die Ratsuchenden sind dankbar für die ihnen entgegengebrachte Offenheit und wertschätzende Haltung. Persönlichkeiten wie Prof. Andreas Kruse, einer der führenden Gerontologen Deutschlands, und Prof. Margot Käßmann, die Botschafterin des Reformationsjubiläums der EKD, stellen sich hinter das Konzept.
 
In Baden und Württemberg haben mittlerweile bereits an über 40 Orten Ausstellungen und Veranstaltungsreihen stattgefunden und es wurden insgesamt mehr als 3.400 Broschüren angefordert. Detaillierte Zahlen über Veranstaltungsbesucher, Beratungsgespräche und testamentarische Verfügungen lassen sich aufgrund der dezentralen und landeskirchenübergreifenden Struktur nicht erheben. Die monetären Erträge sind  – wie im Erbschaftsfundraising allgemein – schwer zu messen, oftmals nicht unmittelbar bestimmten Maßnahmen zuzuordnen beziehungsweise erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung festzustellen. Dennoch gibt es bereits sieben konkrete Fälle, wo ein Ausstellungsbesuch beziehungsweise die Lektüre der Broschüre zu testamentarischen Verfügungen geführt hat.

Das Kommunikationskonzept überzeugte auch die Seelsorgeverantwortlichen der Evangelischen Landeskirche in Baden, so dass sich die neue Broschüre „Nicht(s) vergessen. Gut vorbereitet für die letzte Reise“ in Bild- und Textgestaltung an „Was bleibt.“ anlehnt. Die Bildsprache und Wortwahl stoßen auf hohe Akzeptanz bei Pfarrerinnen, Pfarrern und Gemeindemitgliedern, so dass drei Monate nach Erscheinen die Erst- und Zweitauflage von 15.000 Exemplaren bereits vergriffen waren.

Die Broschüre „Nicht(s) vergessen“ will in erster Linie zum Nachdenken über Fragen der Bestattungsvorbereitung und des Trauerprozesses anregen, aber das Thema „Stiften und Vererben“ wird beiläufig ebenfalls angesprochen. Die guten Erfahrungen bei der Kooperation mehrerer Landeskirchen führen dazu, dass die Zusammenarbeit auf „Nicht(s) vergessen“ ausgeweitet wird. Die Synergieeffekte ermöglichen trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen die Weiterentwicklung des Projekts: Ein jährlicher Infobrief „Was bleibt.“, der Vorsorgeordner „Nicht(s) vergessen“ und eine gemeinsame Website www.nichtsvergessen.de sind aktuell in Vorbereitung.

 

Kontakt:  Pfarrer Dr. Torsten Sternberg, Landeskirchlicher Beauftragter für Fundraising,
Tel.: +49 (0)721 9175 820, E-Mail: torsten.sternberg@ekiba.de

 

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