Böblinger Mango-Aktion wird zum Wechselbad der Gefühle

Von Roland Schellwald

Wochenlang berichteten die Lokalzeitungen in der Mitte Baden-Württembergs über die „Mango-Aktion“ der Kirchengemeinden im evangelischen Kirchenbezirk Böblingen. Sie schrieben: „Es ist eine Katastrophe!“, „Kleine Früchte, große Wirkung!“ oder „Eine Sensation ist geschehen!“. Der Grund für die Berichterstattung: Insekten hatten die Mangos befallen, wodurch die Existenz von Schulen in Burkina Faso bedroht wurde. Ein Spendenaufruf sorgte für Hoffnung …

Effektive Hilfe für Kinder und Bauern in Burkina Faso

Mangobaum Mangos aus Burkina Faso werden in Deutschland verkauft,
durch die Erlöse werden Schulen unterstützt. Foto: © Fotolia
Bereits seit 1989 initiiert der Kirchenbezirk Böblingen jedes Jahr eine Mango-Aktion. Dabei werden überschüssige Früchte aus Burkina Faso nach Deutschland importiert. Die Mangos stammen aus mehreren Dörfern im Süden des afrikanischen Landes, die Kleinbauern erhalten beim Verkauf den lokal üblichen Preis. Für die meisten der Landwirte ist es die einzige Möglichkeit, ihre Mango-Ernte überhaupt in bare Münze umzuwandeln. Denn während der Saison entsteht dort jedes Jahr ein Überangebot und viele Früchte müssten sonst verderben, weil es zu viele auf dem Markt gibt.

Für Ankauf, Verpackung, Transport und Gebühren sind pro Frucht etwa 1,20 Euro an Kosten fällig. In Deutschland werden die Mangos dann bei etwa 100 Verkaufsstellen im Raum Böblingen zum Einzelpreis von 3 Euro angeboten. Der Reinerlös – also 1,80 Euro pro Mango – fließt zurück nach Burkina Faso. Damit finanziert die Kirche Lehrergehälter und Mahlzeiten von Schülern. Viele kirchliche Grundschulen hätten ohne diese Hilfe längst ihre Pforten schließen müssen.

Eine Katastrophe: Es fehlen 265.000 Euro!

In diesem Jahr waren 87.500 Mangos auf dem Weg nach Böblingen, als eine Schocknachricht wie ein Blitz in der Böblinger Gemeinde einschlug: Nach der Landung in Brüssel wurde ein Insektenbefall bei den Mangos festgestellt. Deshalb erhielten die Früchte keine Freigabe für den Verkauf. Alle Mangos mussten verbrannt werden. Eine Katastrophe! Denn auf einmal fehlen 265.000 Euro in der Kasse, die durch die Mango-Aktion erwirtschaftet werden sollten. Was geschieht mit den Schulen, wenn sie nicht die gewohnte Unterstützung erhalten?

Zunächst herrscht Ratlosigkeit. Die Böblinger Kirche entscheidet sich, die eigenen finanziellen Reserven für diesen Notfall einzusetzen, aber die vorhandenen 50.000 Euro reichen bei Weitem nicht aus. Die Medien berichten über die missliche Situation. Dann geschieht etwas Unerwartetes. Mehr Menschen als erwartet greifen zum Portemonnaie und spenden. „Die Sensation ist perfekt!“, schreibt Dekan Bernd Liebendörfer in einer Pressemitteilung. „Die Unterstützung ist überwältigend.“ Zusammen mit dem Beitrag des evangelischen Kirchenbezirks Böblingen betrug der Spendeneingang Anfang Juni 256.460 Euro. „Das ist ein kaum zu glaubendes Ergebnis. Wenn noch weitere fest zugesagte Spenden eingehen, wird die ganze Summe erreicht“, freut sich der Dekan.

Ende gut, alles gut

Riesig ist auch die Erleichterung und Freude in Burkina Faso, wo der zuständige Pfarrer Etienne Bazié dankend feststellt: „Die Schwestern und Brüder im Bezirk Böblingen haben ihr Herz sprechen lassen.“

 

Weitere Informationen zur Mango-Aktion erhalten Sie hier.
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