Die Engagement-Bereitschaft vermögender Privatpersonen

Von Michael Busch

Michael BuschMichael Busch erläutert, wo Non-Profit-Organisationen ansetzen müssen, um das Engagement vermögender Privatpersonen zu verstärken. © Michael BuschUntersuchungen zum Engagement vermögender Privatpersonen legen den Schluss nahe, dass es nicht vordringlich ist, eine fehlende Engagement-Bereitschaft zu beklagen oder an das Verantwortungs­gefühl dieser Bevölkerungs­gruppe zu appellieren. Die grundsätzliche Bereitschaft zum Engagement ist da. Das Selbstverständnis als „engagiert“ und die Offenheit für Engagement sind vorhanden. Aber der Umfang des tatsächlich ausgeführten finanziellen Engagements ist, verglichen mit dem Potenzial der vermögenden Menschen, überwiegend noch sehr gering. Es muss also in erster Linie darum gehen, die Diskrepanz zwischen der Bereitschaft zum Engagement und dem Umfang des Engagements zu verstehen und dazu beizutragen, dass sich dieser Unterschied verringert.

Der PLAN B FÜR NON-PROFITS geht dabei von folgender These aus: Vermögende erleben ihr finanzielles Engagement noch zu selten als ein eigenes Anliegen. Sie sind bereit zu geben, aber sie empfinden dieses Geben noch in erster Linie als ein „Abgeben“, nicht als Gewinn für sich selbst. Sie haben keinen unmittelbaren Bezug dazu, was ihr Geben bewirkt und was es bedeutet, „mehr zu geben“. Deswegen setzen sie auch den Umfang ihres Gebens nicht in Bezug zu ihrem Potenzial. An diesem Punkt setzen unsere Vorschläge für gemeinnützige Organisationen an. Ihnen muss es besser als bisher gelingen, diesen Bezug herzustellen. Sie können entscheidend dazu beitragen, dass Vermögende ihr Engagement als etwas Eigenes erleben.

Der Gewinn des Engagements

Engagement ist ein Lebensbereich, in dem Menschen sich selbst als wirksam und kreativ erleben können und wollen. Um Privatpersonen und Unternehmen dabei unterstützen zu können, sollten sich gemeinnützige Organisationen zunächst vor Augen führen, welchen Gewinn Geber durch ihr Engagement erleben. Denn dieser Gewinn ist es, der sie zur Fortsetzung und Ausweitung eines Engagements motivieren kann. Er ist nichts Abstraktes, sondern er äußert sich ganz konkret:

  • Sie können gestalten. Sie wirken als Zustifter oder mit zweckgebundenen Spenden bei der Auswahl und Umsetzung von Förderprojekten mit und starten eigene Fundraising-Aktivitäten.
     
  • Sie können Wirkungen erkennen. Sie verbinden sich individuell mit ihrer Hilfe und erleben ganz konkret die Veränderung, die durch ihr Engagement eingetreten ist.
     
  • Sie können Zusammenhänge verstehen. Sie bauen einen eigenen Erfahrungsschatz zur Lösung gesellschaftlicher Probleme auf und erhalten Einblicke in fremde Lebensweisen.
     
  • Sie können neue Kontakte aufbauen – zu Projektträgern, zu anderen Gebern, Wissenschaftlern oder Personen des öffentlichen Lebens. So eröffnen sie sich Zugang zu neuen Erfahrungsbereichen, gesellschaftlichen Gruppen und Sichtweisen.
     
  • Sie können ihr Umfeld einbinden. Sie beteiligen ihr privates oder berufliches Umfeld an Spendenaktionen oder Projekten. Über das gemeinsame Engagement für Werte stärken sie ihre Gemeinschaften.
     
  • Sie können Kompetenzen einbringen. Netzwerke und Kompetenzen, die sie im beruflichen Umfeld aufgebaut haben, erhalten so ein neues Wirkungsfeld.
     
  • Sie können eigenes Schicksal positiv gestalten. Sie können leidvolle Erfahrungen und schwierige Lebenssituationen in einen zukunftsgerichteten und selbstbestimmten Teil ihrer Persönlichkeit umwandeln.
     
  • Sie können Anerkennung erhalten. Sie erhalten positive Rückmeldung und Bestätigung zu den Ergebnissen, die sie erzielt haben und der Lebensleistung, die darin zum Ausdruck kommt.
     

Für den PLAN B FÜR NONPROFITS ist die Erkenntnis zentral: Dieser konkrete und real erlebbare Gewinn des Engagements verwirklicht sich nicht etwa allein durch das Geben von Geld. Nicht die Geldüberweisung von A nach B ist es, die den Geber in Berührung mit seinem Engagement kommen lässt, sondern es sind die oben genannten Punkte und die entsprechenden Beziehungen, die damit verbunden sind. Gemeinnützige Organisationen müssen bei diesen Beziehungen ansetzen, wenn sie effektive Engagement-Partnerschaften aufbauen möchten.

 

PLAN B FÜR NONPROFITS

 

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