„Entwicklungshilfe 3.0“ im Online-Fundraising

BangladeschDomenic filmt in den Armutsvierteln von Dhaka in Bangladesch einen Film für die Webseite der Hilfsorgansiation LEEDO, die sich um Straßenkinder kümmert. Foto: © NG3O

Von Roland Schellwald

Eigentlich sind Tom Rensmann, Domenic Prinz und Johannes Dancker Studenten, doch ihr Studium ruht zurzeit. Die drei Freunde sind derzeit in Südasien unterwegs – sie wollen dort etwas bewegen und ihre im Studium erworbenen Fähigkeiten für etwas Sinnvolles einsetzen. Das Trio unterstützt seit Anfang Mai ehrenamtlich kleinere Hilfsorganisationen, leistet für sie „Entwicklungshilfe“ im Online-Fundraising.

Die drei jungen Männer, die alle 24 Jahre alt sind, verbindet Einiges. Da wären zum Beispiel eine mehr als zehnjährige Freundschaft, der Wunsch anderen zu helfen, die Lust, fremde Kulturen und Abenteuer zu erleben und nicht zuletzt, dass sie bereits über erste Fundraising-Erfahrungen verfügen. Domenic arbeitet neben seinem Volkswirtschaftslehre-Studium als Werkstudent bei der UNO Flüchtlingshilfe, Tom studiert Internationale Wirtschaft und Entwicklung und hat bereits Praktika bei NGOs in Indien und Südafrika absolviert. Johannes studiert Multimedia Production. Er kennt sich gut mit dem Aufbau von Webseiten und dem Filmen von Videos aus. Zusammen gründeten sie in diesem Jahr den gemeinnützigen Verein NG3O.

ng3o Team Domenic, Johannes und Tom haben NG3O gegründet.
Foto: © NG3O
Moderne Form der Entwicklungshilfe

Tom erklärt die Idee hinter NG3O: „Es gibt viele kleine Organisationen, die hervorragende Arbeit leisten, aber kaum Spenden erhalten, weil sie keine Eigenwerbung betreiben. Die meisten davon haben nicht einmal eine Website oder nur eine schlechte. Sie haben niemanden, der moderne Fundraising-Strukturen aufbaut. Dann kommen wir ins Spiel.“ Tom präzisiert: „Wir gestalten für sie vor Ort eine professionelle Website, eine Facebook-Präsenz und die Vorlage für einen E-Mail-Newsletter, drehen einen Imagefilm, und, und, und ... Kurz gesagt: Wir setzen alles um, was für ein modernes Online-Fundraising benötigt wird.“

Eine intelligente Idee zu entwickeln ist eine Sache, sie umzusetzen eine andere. Bevor es auf die Reise ging, musste zunächst die Finanzierung sichergestellt werden. Ganz „fundraiser-like“ startete NG3O auf betterplace.org eine Crowdfunding-Kampagne. Das Fundraising-Ziel: 7.400 Euro für Kamera-Equipment, Software und Flüge. Zusätzlich nahmen sie am Ideenwettbewerb „Yooweedoo“ teil – und gewannen ein höchst willkommenes Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro.

Erstes Projekt: „Mission Bangladesch“

Anfang Mai starteten die drei dann Richtung Bangladesch, um in Dhaka den ersten Auftrag umzusetzen. „Wir standen mit LEEDO, einer Organisation, die sich um Straßenkinder kümmert, schon länger in Kontakt. Es war offensichtlich, dass die ursprüngliche Website von LEEDO sehr wenig Informationen und keine Spendenoption enthielt“, macht Johannes die Ausgangslage klar. „Insgesamt waren wir sechs Wochen vor Ort, haben im Büro von LEEDO gewohnt und dort viel Zeit damit verbracht, einen neuen Webauftritt, ein Blog und ein Newsletter-Tool zu etablieren“, erklärt Johannes. „Wir stellen unsere Arbeit kostenlos zur Verfügung, bitten die Nonprofit-Organisationen aber, uns ein Bett und eine tägliche Mahlzeit zur Verfügung zu stellen. So können wir die Reisekosten auf ein Minimum beschränken“, ergänzt Domenic.

Tom Tom mittendrin im „Abenteuer“ Bangladesch. Inzwischen ging es weiter nach
Sri Lanka, die folgende Station ist Indien. Foto: © NG3O
Doch was geschieht nach dem Abschied von NG3O mit dem Projekt? Wie wird der Weiterbetrieb der Online-Tools nachhaltig sichergestellt? „Wir schulen Mitarbeiter und erstellen ein Manual, also eine Art Bedienungsanleitung, das die Funktionen einfach erklärt. Die Hilfsorganisation muss nach unserem Abschied in der Lage sein, alles selbstständig zu pflegen und Spenden zu sammeln“, macht Tom klar. „Außerdem betreiben wir ein Monitoring, so können wir die aktuellen Ergebnisse auch aus der Ferne auswerten und gegebenenfalls einwirken.“

Inzwischen ist die „Mission Bangladesch“ erfolgreich abgeschlossen! Als nächstes wartet auf Sri Lanka in Colombo die nächste Hilfsorganisation darauf, dass ihr Fundraising auf den neuesten Stand gebracht wird. Dabei wird es um die Hilfe für benachteiligte Kinder und Familien gehen. Danach führt der Weg in den Nordosten Indiens, um eine Organisation zu unterstützen, die sich gegen Menschenhandel im Rotlichtmilieu einsetzt.

Zu Hause wird Bilanz gezogen

Am 26. September haben sie das Rückflugticket nach Deutschland gebucht. Das Studium ruft! Nach ihrer Rückkehr werden sie zusammen auswerten, ob sich durch ihre Bemühungen ein positiver Effekt, ein Mehrwert für die Arbeit der betreuten Nonprofit-Organisationen ergeben hat. Wenn ja, dann wollen sie weitermachen! Natürlich ehrenamtlich, denn als zukünftiges Geschäftsmodell würde sich das Konzept nicht rechnen. „Die kleinen Organisationen könnten sich professionelle Hilfe finanziell nicht leisten“, schätzt Volkswirtschafts-Student Domenic die Situation realistisch ein. Aber in einer Sache sind sich die Studenten einig: Alle drei könnten es sich gut vorstellen, nach dem Studium für eine Non-Profit-Organisation zu arbeiten.
 

Wollen Sie NG3O bei ihrer Asien-Mission digital begleiten? Dann klicken Sie bitte hier.

 

 

Publikation: 
Rubrik: