Konzerterlebnis für ein Menschenrecht

Von Jana Fiedler

Justus Bornemann aus Leer in Ostfriesland ist nach 121 Tagen endlich an seinem Ziel in Kapstadt angekommen. Auf der Online-Plattform Betterplace konnte jeder Bornemanns Projekt verfolgen und Geld spenden. Mit seinem Rad legte er anstrengende 12.000 Kilometer durch Afrika zurück und sammelte damit gut 5.800 Euro für sauberes Trinkwasser in der Amhara-Region in Äthiopien (www.vivaconagua.org/index.htm?post&id=1992). Es soll vor allem für Wasserversorgungsanlagen und den Bau von Latrinen in Krankenhäusern, Schulen und Privathäusern eingesetzt werden, um die katastrophalen hygienischen Zustände in einem der ärmsten Länder der Welt Stück für Stück in den Griff zu bekommen.

Wie Bornemann, der für ein menschliches Grundbedürfnis an seine Grenzen gegangen ist, setzen auch die drei Inhaber des Hostels „Die Wohngemeinschaft“ in Köln, Jens Ponke, Guido Bungart und Florian Jacke, ein Zeichen. Sie machen sich stark für den Verein „Viva con agua“, der sich seit 2006 dafür einsetzt, die Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern zu verbessern. Dafür werden sanitäre Anlagen gebaut, denn nur so lässt sich die Ausbreitung von zahlreichen Krankheiten wie Durchfall, Cholera oder Hepatitis vermeiden.

Gute Musik hören, spannende Künstler treffen und dabei etwas bewegen

La Petite RougeDie Karlsruher Sängerin La Petite Rouge begeistert mit ihrer Musik. © Viva ConciertoSeit fünf Jahren ist von September bis Mai ein kleiner Neben­raum in ihrem Hostel für extra­vagante Wohn­erleb­nisse im belgischen Viertel ein Geheim­tipp für Lieb­haber authen­tischer Live­musik, die bei Hip Hop, Jazz, elektro­nischen Klängen oder ange­sagtem Folk Rock einen schönen Abend ver­bringen und gleich­zeitig einen sozialen Beitrag leisten wollen. Etwa 75 Gäste finden im so genannten Theater Platz und die Fan­gemeinde der „Viva Concierto-Wohn­zimmer­konzert­reihe“ wächst stetig.

Der 37-jährige Jens Ponke, studierter Sozialarbeiter und Mitinhaber der Wohngemeinschaft, ist vom „All Profit Prinzip“ überzeugt. „Spaß haben und sich für eine sinnvolle Sache engagieren, schließt sich doch nicht aus. Bei uns gibt’s coole Musik. Neben renommierten Künstlern bieten wir auch Newcomern die Möglichkeit, wertvolle Bühnenerfahrung zu sammeln. Da sie vollständig auf ihre Gagen verzichten und wir den Veranstaltungsraum kostenfrei zur Verfügung stellen, kommt der gesamte Erlös somit Wasserprojekten der Welthungerhilfe zugute.“

Bislang seien bei fünf bis acht Euro pro Eintrittskarte und acht Konzerten in der Saison schon etwa 15.000 Euro zusammengekommen. Zusätzlich würden 60 Prozent aus dem Verkauf von „Viva con agua“ Mineralwasser, das die Hilfsorganisation selbst abfüllt und vertreibt, in konkrete Vorhaben des Vereins mit Sitz in Hamburg fließen. Bis heute wurden mehr als 500.000 Menschen in Äthiopien, Kenia oder Uganda unterstützt.

Informieren schafft Transparenz und Vertrauen

Dass viele Menschen nicht mehr bereit sind zu spenden, weil sie nicht wissen, ob das Geld tatsächlich bei den Hilfsbedürftigen ankommt, weiß auch Jens Ponke. „Viele wollen etwas tun, wollen abgeben. Doch sie haben Angst, dass ihr Geld in irgendwelchen Kanälen versickert. Und diese Angst ist nachvollziehbar. Ein Vertreter von Viva con agua informiert deshalb jeden Konzertbesucher darüber, wo das Geld gebraucht und später eingesetzt werden soll. Jeder Cent kommt an und das gilt natürlich auch für unsere Lesungen, Ausstellungen oder Spendenläufe, die wir regelmäßig organisieren. Dafür bürgen wir als Gastgeber der Wohnzimmerkonzerte“, erklärt Ponke.

Auch in Zukunft ein Event mit Mehrwert

La Petite RougeDie Band Like Snow hat es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht. © Viva ConciertoDie kleine Bühne der Wohngemeinschaft ist aus der Kölner Kulturlandschaft schon längst nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen Jahren haben hier Bands und Solokünstler wie das Düsseldorfer Musikprojekt Moglebaum, der Wahlberliner und Akustikgitarrist Jan Röttger, die junge Karlsruher Sängerin La Petite Rouge und viele andere bewiesen, dass Musik und Charity eine perfekte Symbiose bilden können.

Alle, die Lust auf tolle Musik und gehobene Kleinkunst in entspannter familiärer Atmosphäre haben und „Viva con agua“ in ihrem Kampf um sauberes Trinkwasser weltweit unterstützen möchten, müssen sich noch ein wenig gedulden. Los geht’s nach der Sommerpause wieder am 8. Oktober 2015 mit dem polnischen Autor, Geschichtenerzähler und Satiriker Paul Bokowski. Am 8. November 2015 lädt dann Marcel Brell, ein Liedermacher der neuen Generation, zu einem außergewöhnlichen Hörgenuss ein.

Jeder Mensch, so Jens Ponke abschließend, sollte bewusster leben und mit den immer knapper werdenden Ressourcen sparsamer umgehen. Das gelte für den Genuss von Fleisch und vor allem für den Umgang mit Wasser. Auch eine Wohlstandsgesellschaft könne sich keinen ungebremsten Konsum mehr leisten, gibt er zu bedenken. Informationen über Spendenmöglichkeiten für die Initiative „Viva con agua“, konkrete Projekte und viele weitere wertvolle Tipps rund um das kostbare Nass gibt es auf der Seite www.vivaconagua.org.

 

Jana Fiedler arbeitet als freie Journalistin, Texterin und Onlineredakteurin in Berlin.

 

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