Lost Generation trifft Smartphone-Generation

Von Ute Stolpe

Wie kann es gelingen, die junge Smartphone-Generation für das Thema des Ersten Weltkrieges und gegen das Vergessen zu sensibilisieren? Zum 100. Gedenken des Kriegsbeginns ist es dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (www.volksbund.de) mit der multimedialen App „Lost Generation“ auf kreative Weise gelungen.

„Lost Generation“ – das ist die junge Generation, die sich Mitte 1914 einem Krieg auslieferte, ohne zu ahnen, dass sie sich schon bald in einer weltweiten Katastrophe ungeahnten Ausmaßes wiederfinden würde. Diese Generation steht im Mittelpunkt der App.

Lost Generation - Zeitreise mit dem SmartphoneZeitreise mit dem Smartphone: Junge Leute von heute entdecken die Lebenswelt ihrer Altersgenossen zur Zeit des Ersten Weltkrieges. © Fotolia.comHauptdarsteller der App sind fünf junge Menschen, die zur Zeit des Ersten Weltkrieges tatsächlich gelebt haben. Über ihre Avatare (Stellvertreter einer echten Person) kann der Nutzer der App ihre Ängste, Hoffnungen und Schicksale erleben. Die Jugendlichen erscheinen zuerst virtuell, sind aber real. Ihre Geschichten sind nicht erfunden, sondern wurden anhand von Originaldokumenten wie Feldpostbriefen und Fotos rekonstruiert. Der Nutzer der App lernt die Jugendlichen kennen und erfährt, wie ihre Lebenswelt aussah, was sie in der damaligen Zeit erlebten und was der Krieg für ihr Leben bedeutete.

Interessant und zeitgemäß aufbereitet können multimediale Informationen auf verschiedenen Ebenen der App abgerufen werden. Insgesamt umfasst die App 120 Minuten Videomaterial und rund 700 Einzelbilder mit begleitendem Text. Sie ermöglicht das individuelle Lernen anhand mobiler Endgeräte wie Smartphone oder Tablet-Computer im Klassenverband aber auch in Seminaren. Schülern, die „Lost Generation“ im Unterricht getestet haben, gefällt, dass sie aktiv mit dem Bildungsangebot umgehen und sich Inhalte selbst im eigenen Tempo erarbeiten können.

Mehr als 3.500 Downloads

Auf der Internetseite www.lost-generation.eu finden Interessierte eine genaue Beschreibung der App sowie ergänzende Informationen, Materialien und Anregungen für deren Einsatz an Schulen oder in Bildungseinrichtungen. Die App kann mit den Betriebssystemen iOS und Android kostenlos heruntergeladen werden. Allerdings ist sie mit rund 700 Megabyte für den Speicherplatz mancher Smartphones zu groß. Trotzdem wurde die App in der Android-Version bis Mitte März bereits 1.500 Mal und in der iOS-Version mehr als 2.000 Mal heruntergeladen.

Teilnehmer eines Volksbund-Workcamps in Ysselsteyn/NiederlandeDas Smartphone ist nur das halbe Leben – in der anderen Hälfte erneuern junge Teilnehmer eines Volksbund-Workcamps die Beschriftung von Grabkreuzen einer deutschen Kriegsgräberstätte des Zweiten Weltkriegs. © Deutsche KriegsgräberfürsorgeÜber die App besteht außerdem die Möglichkeit, direkt auf Facebook, YouTube und das Internetangebot des Volksbundes zuzugreifen. So können sich die Nutzer gegenseitig ihre Erfahrungen mitteilen, Arbeitsergebnisse vorstellen oder die App auch bewerten. Selbst produzierte Videos oder Avatare können anderen Nutzern vorgestellt werden. Eine Registrierung ist dafür nicht notwendig, genauso wenig wie eine eigene E-Mail-Adresse.

Insgesamt ist die App „Lost Generation“ ein gelungener Weg, ein komplexes Thema so darzubieten, dass es sich die Smartphone-Generation über ein ihr vertrautes Medium unkompliziert und interaktiv erarbeiten kann. Auch wenn die App vorrangig ein Bildungsangebot und weniger ein Instrument zur Spendergewinnung oder ‑bindung ist, präsentiert sich der Volksbund mit dieser innovativen App jungen Menschen als moderne Organisation.

 

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