Nützliche Netze

Von Dr. Christoph Müllerleile

Dr. Christoph MüllerleileDr. Christoph MüllerleileKai Fischer in Hamburg hat eine interessante Dissertation verfasst und unter dem Titel „Warum Menschen spenden“ veröffentlicht. Das Buch gehört ab jetzt zur Pflichtlektüre der Fundraiser/innen.

Doch in dieser Kolumne geht es noch nicht um das Buch, sondern um den Dank des Autors an alle, die ihm geholfen haben. Das liest sich wie ein Who is Who des Fundraisings, von den anglophonen Vordenkern der Branche über die einschlägige deutsche Wissenschaftlerszene bis zur örtlichen Regionalgruppe des Fundraisingverbands. Konkurrenzneid scheint es nicht zu geben, oder zumindest nur in Maßen. Alle helfen allen.

Das ist überhaupt eines der hervorstechenden Merkmale der Fundraising-Szene. Auf Fachtagungen und Regionaltreffs werden durchaus Betriebsgeheimnisse anvertraut, natürlich in der berechtigten Hoffnung auf entsprechende Gegenleistung aller Beteiligten. Wer nicht teilt, bleibt außen vor. Das macht das Fundraising durchlässig, bremst Missbrauch und setzt qualitative Standards. Die Fundraising-Akademie lebt geradezu von der Weitergabe von Insider-Wissen. Es ist interessant zu beobachten, dass Praktiker, die ungeschminkt aus ihrem Feld berichten, bei Kongressen Bestbewertungen der Teilnehmer bekommen, selbst wenn ihr Vortrag nicht ganz perfekt ist, während es die wortstarken Wolkenschieber deutlich schwerer haben, den hohen Erwartungen gerecht zu werden.

Umso leichter fällt es, innerhalb der Fundraising-Szene Netzwerke zu bilden. Wer in einschlägige Foren schaut, kann sie leicht ausmachen und sich ihnen anschließen. Klar ist, dass Kontaktpflege im Nahbereich beginnen und möglichst kein Fundraising-Treff ausgelassen werden sollte. Inzwischen gibt es auch genügend Fundraising-Fachtagungen, die man nicht missen sollte, wenn man Verbindungen aufnehmen und halten will. Wer die Fundraising-Akademie absolviert hat, hat sowieso das große Netzwerk-Los gezogen, denn die in zwei Jahren Ausbildung entstandenen Beziehungen sind kaum zu übertreffen. Sich der Alumnivereinigung der Akademie anzuschließen ist für Absolventen nicht nur Ehrensache, sondern eine wichtige berufliche Investition.

Aktiv Kontakt aufnehmen und sich einen Namen machen als Referent, Blogger und Diskussionsteilnehmer – auch in sozialen Netzwerken – erhöht die eigene Netzwerkdichte. Auch wenn man nicht dauernd auf Facebook, Linkedin, Xing und ähnlichem posten will, ist die Anwesenheit dort Pflicht. Es schadet nicht, sich hin und wieder mit ein paar intelligenten Bemerkungen zu beteiligen. Wer Namen googelt, stößt dann auf solche Einträge, die Neugier fördern und Fachkompetenz unterstreichen.

Kein Netzwerk hat ohne Archivierung und laufende Aktualisierung der Fakten Bestand. Alle neuen Kontakte werden nachgegoogelt, Visitenkarten ergänzt, elektronisch abgespeichert. Die erhobenen Daten werden angereichert durch Angaben zu Geburtstagen, Namen der Partner und Kinder, gegenwärtigen und früheren beruflichen Verhältnissen und Porträtfotos. Die Kontaktdaten sollen auf allen mobilen und festen Geräten abrufbar und über Cloud synchronisiert sein.

Ich selbst habe mich nicht immer an diese Maximen gehalten. Sonst würde ich nicht bei manchem meiner mehr als 8.400 Kontakteinträge rätseln, um wen es sich dabei handelt und wie der oder die in mein Verzeichnis kommt. Deshalb warne ich davor, Adresslisten von Tagungen oder aus sonstigen Quellen automatisch zu Kontaktdaten zu machen. Der Pflegeaufwand wächst mit jedem Eintrag. Peinlich sind dann Namensverwechselungen, die zu falschen Geburtstagsglückwünschen führen, mit entsprechendem Response („Danke, dass Sie mich schon zum alten Eisen zählen …“). Ein gewisser Zeitaufwand für die Kontakt- und Adresspflege lohnt sich. Ich selbst verbringe auch nach meiner aktiven Zeit im Beruf mindestens eine halbe Stunde täglich mit der Datenpflege.

 

Dr. Christoph Müllerleile ist freier Fachautor für Fundraising und Philanthropie. Der Kommentar stellt seine persönliche Meinung dar. Kontakt: info@fundraising-buero.de

 

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