Stiftungen gründen Plattform für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Von Claudia Wohlert
Stiftungstag 2017Zu Europas größtem Stiftungs-Kongress kamen 1.600 Besucher nach Osnabrück.
Foto: © David Ausserhofer

Der G20-Gipfel im Juli in Hamburg wirft seine Schatten voraus. Wieder einmal zeigen Stiftungen, dass sie an den aktuellen Themen der Zivilgesellschaft ganz nah dran sind. Anlässlich des Deutschen StiftungsTages 2017 in Osnabrück gaben mehr als 30 Stiftungen aus acht Ländern bekannt, dass sie sich zu einer einzigartigen, über zweistelligen Milliarden-Dollar-Allianz für mehr Klimaschutz und eine globale Energiewende zusammengeschlossen hätten.

Die sogenannte Foundations-Plattform (F20) hat zum Ziel, die Agenda 2030 umzusetzen, Klimaschutzprojekte und den Ausbau von erneuerbaren Energien voranzutreiben. Sie versteht sich als Brücke zwischen den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20), der Privat- und Finanzwirtschaft sowie Zivilgesellschaft. Zu den Unterstützern gehören unter anderem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Stiftung Mercator, die Michael-Otto-Stiftung, die European Climate Foundation, die Stiftung 2°, der World Wide Fund (WWF), der Rockefeller Brothers Fund (USA), die Shaki Foundation (Indien), CTeam (China) oder die Avina-Foundation aus Südamerika. Auch die Heinz Sielmann Stiftung gehört beispielsweise zum Kreis der Partner.

Globale Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 umsetzen

Der Leiter des Bereichs Klimawandel der Mercator Stiftung, Lars Grotewold, sagte: „Es geht nicht darum „ob“, sondern „wie“ die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 auf Grundlage des Pariser Klimaabkommens und der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen erreicht werden können.“ Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit und ein Sprecher der Initiative, ergänzte: „Die globale Transformation, auf die sich die Staaten weltweit im Pariser Abkommen geeinigt haben, fordert alle gesellschaftlichen Bereiche. Auch Stiftungen sind gefragt: als Geldgeber und Brücke zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.“

Schwerpunktthema Bildung

Aber nicht nur der Klimaschutz lag den Stiftungen beim diesjährigen StiftungsTag am Herzen. Die etwa 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen, um sich über das Schwerpunkthema Bildung auszutauschen. Stiftungen verstehen Bildung als Gemeinschaftsaufgabe. Lokale Bildungslandschaften benötigen effiziente Strukturen und eine kluge Zusammenarbeit aller Akteure vor Ort, die im Bildungssektor tätig sind. Um diesen Prozess nachhaltig zu unterstützen, beschloss der Bundesverband Deutscher Stiftungen das Netzwerk Stiftung und Bildung zu gründen. Das Netzwerk setzt dabei auf die Kooperation von Bildungsakteuren und ihre Wirkung auf lokaler Ebene.

Um die Tragweite von Stiftungen im Bereich Bildung für alle sichtbar zu machen, initiierte das Netzwerk den Wissensatlas Bildung. Sämtliche vorliegende Publikationen von Stiftungen zum Thema Bildung werden thematisch wie auch strukturell in ihm erfasst. Anlässlich des Deutschen StiftungsTages wurde die digitale Bibliothek zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter www.wissensatlas-bildung.de steht das umfangreiche Know-how der Stiftungen jedem zur Verfügung.

Stiftungen sind wichtige Träger der Zivilgesellschaft

Wie wichtig Stiftungen auch im Bereich demokratische Zivilgesellschaft sind, betonten sowohl Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) als auch Professor Dr. Michael Göring, Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, in ihren Eröffnungsreden. Schwesig dankte den engagierten Menschen in Vereinen, Verbänden, Initiativen und in den über 21.000 Stiftungen, denn sie würden den Zusammenhalt und die Demokratie in Deutschland tragen. „Angesichts von Polarisierung und extremistischen Tendenzen bis hin zur Gewalt ist die Frage nach dem Zusammenhalt unserer Gesellschaft die zentrale Frage unsere Zeit. Über 30 Millionen Menschen geben auf diese Frage eine überzeugende Antwort.“

LangenscheidBei der Preisverleihung vom diesjährigen Deutschen Stifterpreis in der Reihenfolge von links nach rechts: Familienministerin Manuela Schwesig, Preisträger Dr. Florian Langenscheid, Daniela Kobelt Neuhaus vom Bundesverband Deutscher Stiftungen, Preisträgerin Gabriele Quandt und Dr. Michael Göring, ebenfalls vom Bundesverband Deutscher Stiftungen.            Foto: © David AusserhoferAuch Göring betonte die vielfältige Wirkungskraft der Stiftungen und wie die Gesellschaft davon profitiert: „Wir gemeinnützigen Stiftungen sind wichtige Träger der Zivilgesellschaft. Die dürfen wir nicht denen überlassen, die den Nationalismus predigen, dem Populismus huldigen, Lügen verbreiten und Verschwörungstheorien nachhängen. Unser Land lebt vom Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger für eine offene demokratische, rechtstaatliche, pluralistische Gesellschaft.“

Den diesjährigen Deutschen Stifterpreis erhielten Gabriele Quandt und Dr. Florian Langenscheid. Sie hatten 1994 die Münchner Initiative „Children for a better World“ gegründet. Seitdem setzen sie sich mit ihrer Stiftung für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Der Preis gilt als bedeutendste Auszeichnung im Stiftungssektor.

 

Claudia Wohlert, freie Journalistin und Fundraising-Managerin (FA),
textagentur@claudia-wohlert.com.

 

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