15 Jahre nach Euro-Einführung: Hilfsorganisationen werben um jede müde Mark

D-Mark-ScheineVon Roland Schellwald

Mit einer solch großzügigen Spende hatten die Mitarbeiterinnen eines Hilfsvereins in Nettetal/Nordrhein-Westfalen nicht gerechnet! Bei der Durchsicht einer Kleiderspende entdeckten sie in einem Stapel Handtücher mehrere Zehntausend D-Mark. Die ehrlichen Finderinnen meldeten das der Polizei, die schalteten wiederum das Fundbüro ein, das den erstaunten, aber durchaus glücklichen Eigentümer ermittelte. Diese Geschichte ereignete sich Ende Juli 2016 – und ist beileibe nicht der einzige kuriose D-Mark-Fund.

Seit der Einführung des Euro in Deutschland sind fast 15 Jahre vergangen. Trotzdem sind noch immer rund 12,9 Milliarden D-Mark (rund 6,6 Milliarden Euro) im Umlauf. Ein großer Teil dieser Summe schlummert als Schubladen-Schatz im Verborgenen. Manchmal wird es dann bei Umzügen oder Aufräumaktionen zufällig gefunden. Diese D-Mark-Reste (Münzen und Scheine) besitzen immer noch ihren Wert und können jederzeit in Euro umgetauscht oder für viele Zwecke gespendet werden.

Fast jeder besitzt noch versteckte D-Mark-Restbestände

Zwei D-Mark entsprechen auch heute noch etwa einem Euro. Von einem Euro kann zum Beispiel ein Kind in Äthiopien zwei warme Mahlzeiten erhalten. Darauf weist die internationale Hilfsorganisation humedica e.V. bei der Spendenaktion „Papier zum Leben erwecken“ hin, die sie in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Allgäu und der Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren ins Leben gerufen hat. Die verstaubten D-Mark können bei den Sparkassen abgegeben oder per Post dorthin geschickt werden. Durch den Erlös der D-Mark-Spenden sollen zum Beispiel Kinderprojekte in Äthiopien, Brasilien, Indien und dem Kosovo unterstützt werden.

So hilft die D-Mark heute noch ganz konkret

GeldsackRund 20 Millionen D-Mark-Münzen sollen noch
im Umlauf sein. © SAZ (2)
Auch andere große und kleine, überregionale und regionale Hilfsorganisationen werben um die Spende durch schlummernde D-Mark-Restbestände. Wie groß ist der Erfolg? Ein Beispiel: Im Jahr 2014 bat die „Stiftung Hattersheim evangelisch“ die 25.000 Einwohner des Städtchens, ihre restlichen D-Mark für den guten Zweck zu spenden. Insgesamt wurden D-Mark im Gegenwert von 447,61 Euro eingenommen und bei der Bundesbank eingetauscht. In diesem Jahr erneuerte das evangelische Gemeindebüro den Aufruf, unter dem Motto: „Jeder Betrag bringt uns weiter“! Mal schauen, was diesmal dabei herauskommt ...

Zwei weitere Beispiele: Der Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim erzielte bei der Spendenaktion „D-Mark für die Totenkirche“ einen Erlös im Gegenwert von 317,68 Euro. Das Geld wurde für die Innenrenovierung der Kirche verwendet. Und auf einen D-Mark Spendenaufruf der Hilfsorganisation ora international reagierte eine Spenderin mit einer Zuwendung in Höhe von immerhin 1.900 Mark. Insgesamt kamen 2.100 Mark zusammen. Das Geld trug maßgeblich dazu bei, in Kenia einen Brunnen zu bauen.

Damit Arten nicht dasselbe Schicksal wie die D-Mark erleiden müssen

Auch die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AgA) wirbt um die gute alte Währung, damit bedrohte Arten nicht dasselbe Schicksal erleiden müssen wie die (fast) ausgestorbene D-Mark. „Bei uns können Sie Ihre DM für einen guten Zweck spenden“ heißt es bei der Hilfsorganisation „Die Kinderinsel“, die Kindern und Familien in sozial schwierigen Lagen hilft. Und UNICEF unterstützt mit der Aktion „Ihre D-Mark hilft Kindern“ die Nothilfe in Syrien.

So leistet ein Zahlungsmittel, das schon seit fast eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz ist, noch immer viel Gutes. Geschätzte 20 Millionen Münzen und 150 Millionen Scheine sollen sich noch in deutschen Haushalten verstecken. Wie sieht es bei Ihnen aus? Schlummert in Ihren Schubladen auch noch ein verstaubter Schatz?

 

Am 1. Januar 2002 wurde in Deutschland der Euro eingeführt, der Umtauschkurs
1,95583 DM = 1 Euro gilt noch immer.

 

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